Während der nächsten Minuten würde Tim eine ungeheuerliche
Entdeckung machen. Aber noch war er
anderweitig beschäftigt: Er spielte nämlich herum mit
dem entzückenden Schlüsselanhänger, den Gaby ihm geschenkt
hatte, einer kleinen silbernen Weltkugel mit
winzigen Karabinerhaken zum Anhängen der Türöffner.
Tim sockte an diesem schulfreien Samstag über den
Pausenhof zu einem der Internats-Nebengebäude. Seit
fast 150 Jahren befand sich dort die Bibliothek, ein weitläufiger,
dunkler Raum mit holzgetäfelten Wänden.
Böse Zungen behaupteten, dass sich dort seit Anbeginn
nichts verändert habe: dieselbe Holztäfelung der
Wände, dieselben Regale, dieselben Schreibsekretäre,
Schränke, Lesetische und Bänke.
Das traf zu und war letztendlich schön, nämlich antiquarische
Gediegenheit. Hinsichtlich der wissenschaftlichen
und literarischen Bücher war man allerdings immer
auf allerneuestem Stand.
Tim warf die kleine Weltkugel von einer Hand in die
andere und dachte an seine Freundin – mit einem warmen
Gefühl links oben in der Brust.
Es war früher Herbst, die Luft mild, das Blätterkleid
der Laubbäume sattbunt, in Rot, Gelb, Gold und Braun.
Tim wollte sich schlaumachen über Tintenfische und
Kraken: Infos, die er für eine Facharbeit brauchte. In der
Bibliothek würde er bestimmt entsprechende Veröffentlichungen
finden.
Am Eingang kam ihm Leo Strutthof entgegen, ein
Schüler der 12. Klasse. Tims Intimfeind.