Band 104: Tims gefährlichster Gegner

Band 104: Tims gefährlichster Gegner
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
22. August 2005
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15121-1
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Leseprobe

llustration von Seite 40.
llustration von Seite 40.

Im Juli des Vorjahres rutschte Daniela Wizonski vor
dem Kaufhaus Superklotz auf einer Bananenschale aus,
stürzte ungeschickt zu Boden und brach sich das rechte
Handgelenk. Daniela war damals 24 Jahre alt, eine rotblonde
Vorstadtschönheit mit nussbraunen Augen. Zu
dem Schmerz, der ihr Tränen an die Wimpern hängte,
kam die Wut.Wut auf das unbekannte Umweltferkel, das
die Bananenschale achtlos weggeworfen hatte.Wut darauf,
dass sie, Daniela, nun in heißer Jahreszeit mit eingegipster
Hand herumlaufen musste und dass an ihren
Lieblingssport nicht zu denken war: Schwimmen in den
Badeanstalten der TKKG-Stadt.
Wut auf ihren Freund Henning hatte sie sowieso. Unglaublich,
wie sie dieser Mistkerl belogen hatte.
Danielas neue – und einzige – Freundin hieß ebenfalls
Daniela. Die beiden kannten sich noch nicht lange. Diese
Daniela trug natürlich einen anderen Nachnamen, nämlich
Mitsorge.Wenn die beiden mit anderen zusammen
waren, wurde Daniela Mitsorge »Dani« genannt. Diese
Unterscheidung hatten die Freundinnen auch für ihre
Gespräche zu zweit übernommen.

Illustration von Seite 53.
Illustration von Seite 53.

»Verdammt!«, sagte Daniela. »Ich kann keinen Bleistift
halten.« Sie schwenkte den Gipsverband. »Mit links
könnte ich zwar meinen Computer bedienen. Aber ein
Abschiedsbrief ins Gefängnis sollte handschriftlich sein.
Meinst du das nicht auch, Dani?«
Ihre Freundin, eine magere 21-Jährige mit schief stehenden
Zähnen, nickte heftig. »Unbedingt. Ist persönlicher.
Ein Gefängnisinsasse kann das erwarten. Du willst
also Schluss machen mit Henning?«
»Er ist ein Mistkerl. Ich klebe schon viel zu lange an
ihm. Es bringt nichts mehr. Seit zwei Monaten sitzt er im
Knast. Zehn Monate hat er noch vor sich. Schluss! Aus!«
»Du hast mir noch nicht viel über ihn erzählt, Daniela.
Schreiben willst du ihm also?«
»Ich muss, Dani. Erstens, weil er mir seine vielen Vorstrafen
verschwiegen hat.Was der für einer ist, habe ich
ja erst in der Verhandlung erfahren. Ich stand da, als hätte
man mich aus dem Mustopf gezogen. Ist so was Vertrauen,
frage ich dich? Zweitens will ich mit einem Kriminellen
sowieso nichts zu tun haben. Und drittens schuldet
er mir Geld. 2000 Euro. Soll ich darauf warten bis
nächsten Mai?«

llustration von Seite 77.
llustration von Seite 77.

»Nee!« Dani schüttelte den Kopf. »Dann müsste er dir
Zinsen zahlen.«
»Eben. Alles zusammengenommen bedeutet: Schluss!
Aus! Die Kiste wird zugenagelt. Und das muss er wissen.
Sonst steht er in zehn Monaten, wenn er rauskommt, bei
mir auf der Matte. Aber ich will ihn nie, nie wieder sehen.«
»Und das soll er handschriftlich erfahren?«
»Du schreibst den Brief.«
»Ich?«
»Mach nicht so ein Gesicht. Schreiben kannst du doch?«
»In der Schule hatte ich in Deutsch immer nur ’ne Drei.«
»Ich diktiere alles. Henning wird gar nicht merken,
dass ich den Brief nicht geschrieben habe. Er kennt
meine Schrift nicht.«
»Überhaupt nicht?«
»Kein bisschen. Manchmal habe ich ihm eine SMS ge-
schickt.Was anderes Schriftliches hat er nie von mir gekriegt.«
Dani nickte, nahm einen der mauseschwanzdünnen
Zöpfe, die ihr um den Kopf hingen, und kaute daran.

llustration von Seite 184/185.
llustration von Seite 184/185.

»Schreibst du ihm auch, dass du Zinsen nimmst? Und
wohin er dir das Geld schicken soll?«
»Nix da. Das Geld will ich jetzt haben. Ich brauche es.
Ich teile ihm mit, dass ich’s mir von seinem Bruder hole.
Der kann das auslegen.«
»Ah, er hat einen Bruder.«
»Jochen Lissenfuhl. Der ist Schneider. Ein komischer
Typ. Noch dünner als du. Mit spitzer Nase und Flackerblick.
Aber als Änderungsschneider ist Jochen super. Er
hat ’ne Schneiderstube in der Kleinkutür-Straße.«
»Ich glaube, ich weiß, wo das ist.«
»Ich werde Jochen auch den Wohnungsschlüssel geben.«
»Zu welcher Wohnung?«
»Henning hat eine Eigentumswohnung im Mäfär-
Block. Echt schnieke. Ja, man glaubt es nicht. Henning
läuft rum wie der Modeprinz Brunello Perduzzo, hat ’ne
Superwohnung, aber nie Geld in der Tasche. Sieht aus, als
bezahlt er einen Ferrari aus der Portokasse.Aber von mir
borgt er sich 2000 Euro. Und vergisst dann die Rückzahlung.«
»Kriminelle sind so.«