Band 102: Nonstop in die Raketenfalle

Band 102: Nonstop in die Raketenfalle
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
02. März 2005
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-12963-0
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Leseprobe

llustration von Seite 16/17.
llustration von Seite 16/17.

»Zieht gefälligst eure Latschen aus!«, sagte Gaby. »Mit diesen
Straßendrecksohlen kommt mir keiner hier rein.«
Die Hände in die Taille gestemmt, stand sie auf der
Schwelle zu ihrem Zimmer und verwehrte den Weg. Hinter
ihr leuchtete der neue Teppich so hell und weiß wie frischer
Schnee.
Tim, Karl und Klößchen tauschten untereinander einen
viel sagenden Blick, hoben gleichzeitig die Schultern und
streiften die Walking-Schuhe ab. Oskar, der die Jungs schon
unten auf dem Hof begrüßt hatte, trottete an ihnen vorbei
und durch Gabys gegrätschte Beine hindurch. Er hinterließ
feuchte Tapser, wohin er trat, denn heute begann der
November – an einem dunkelgrauen Montag –, und kalter
Regen rauschte herab aus dem Wolkenmeer über der Millionenstadt.
»Oskar versaut deinen neuen Teppich«, meinte Klößchen.
»Oskar wohnt hier«, tat Gaby das ab. »So, jetzt könnt ihr
reinkommen.«

Illustration von Seite 54/55.
Illustration von Seite 54/55.

Auf Strümpfen betraten die Jungs Gabys Mädchenzimmer.
»Donnerwetter!«, rief Tim. »Ist das ein Teppich! Und so
weiß! Wie praktisch!«
»Zum Niederknien!«, feixte Karl. Und tat’s auch, ließ sich
nämlich auf die Knie sinken, nahm die Brille ab und berührte
den Teppich mit der Stirn wie ein betender Moslem.
Klößchen bückte sich und huldigte dem neuen Teppich
mit einer Kusshand. »Der schönste Orientteppich, den ich je sah!«
»Oskar«, sagte Gaby zu ihrem Cockerspaniel, »diese
Doofbacken wollen mich veralbern. Dabei sind sie nur nei-
disch. Denn weder bei Karl noch in der Bude Adlernest
gibt’s einen so schönen Flokati (griechischer Hirtenteppich).
Und damit ihr’s wisst: Den habe ich mir zusammengespart
und selbst gekauft. Denn Wohnkultur ist mir wichtig.Wenn
ich da an euch denke – innenarchitektonisch wie die
Neandertaler.«

llustration von Seite 186/187.
llustration von Seite 186/187.

»Das weisen wir zurück«, grinste Tim. »Klößchen hat gestern
unsere Bude verschönt. Durch das Aufhängen eines
Posters. Erst musste ein Nagel in die Wand. Sieh dir seine
Daumen an. Beide sind blau und passen kaum in die Hosentaschen.«
»Ihr dürft euch auf meinem Teppich niederlassen«, erklärte
Gaby. Und die Jungs folgten der Einladung.
Es war früher Nachmittag. Der Wind peitschte Regen
durch die Straßen der Innenstadt. Vermummte Fußgänger
waren unterwegs und sehr viele Autos. Im Flur hatten die
Jungs ihre Regenjacken an die Garderobe gehängt.Kommissar
Glockner hatte Dienst im Präsidium und Gabys Mutter
war – wie so oft – unten in ihrem kleinen Feinkostgeschäft.
Tim hockte im Schneidersitz und wischte sich ein paar
Regentropfen aus dem Gesicht.Aus den Augenwinkeln
beobachtete er seine Freundin. Pfote wird jeden Tag schöner,
dachte er.Wohin soll das noch führen?
»Ich komme zur Sache«, sagte er dann ohne Einleitung.
»Für die Dezemberausgabe unserer Schülerzeitung fehlt
noch der kulturelle Beitrag. Laienbühne, Dichterlesung,
Fotowettbewerb – hatten wir alles schon. Jetzt brauchen wir
ein Thema, das wirklich jeden interessiert. Und dazu habe
ich ’ne Idee.«
Auch Gaby hatte sich mit untergeschlagenen Beinen auf
den Teppich gesetzt – nicht ohne ihn ein bisschen zu streicheln.
»Und wann ist dir das eingefallen?«, fragte sie. »Bis zur
sechsten Stunde«, sie meinte den Vormittagsunterricht, »hattest
du nämlich noch keine Idee.«