Band 098: Verschleppt ins Tal Diabolo

Band 098: Verschleppt ins Tal Diabolo
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Preise bei Erscheinen:
ISBN:
Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15098-6
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Leseprobe

llustration von Seite 21.
llustration von Seite 21.

Ob ihr Leben wirklich bedroht war – darüber wagte Julia
nicht nachzudenken. Dass sie überhaupt noch denken
konnte in dieser Situation, war an sich schon ein Wunder.
Andere Mädchen mit 19 Jahren wären ohnmächtig geworden.
Es ging auf Pfingsten. Der Mai war heiß in diesem Jahr.
Julia hatte braune Haare, graue Augen und eine zierliche
Figur – Konfektionsgröße 36 war ihr manchmal zu weit.
Julia befand sich in ihrem Apartment, in schicken vier
Wänden, die sie gern ihre Studentenbude nannte. Auf der
teuren Armbanduhr aus Stahl und Gold war es 16.11 Uhr.
Julia war nicht allein. Als es an der Tür klingelte, hatte sie
arglos geöffnet.
Überfall! Zwei Typen, die man in keine Kirche reingelassen
hätte und in eine Bank nur unter misstrauischen Blicken.
Die beiden hatten Julia gepackt. Eine grobe Hand auf dem
Mund. Drohungen.
»Wenn du schreist, machen wir dich alle.«
Und dann sagten sie, was sie von ihr wollten.
Ihre Lider zuckten. Sie zitterte. Aber sie versuchte, sich
die Gesichter einzuprägen. Der eine war jung, dunkelhaarig,
hatte einen Drei-Tage-Bart und eng stehende, glitzernde
Augen. Er roch wie ein Kettenraucher, obwohl er
schlürfend Pfefferminz-Bonbons lutschte.Von seinem Komplizen
wurde er Roberto genannt. Vermutlich ein Italiener,
gelernt bei der Mafia, jetzt selbstständig als krimineller
Unternehmer.
Der andere – ein Deutscher – hatte ein Grobgesicht wie
Frankensteins Halbbruder – und führte das Wort. Eben
hatte er die siebenstellige Rufnummer gewählt – auf Julias
Festanschluss. Die zierliche Studentin musste den Hörer
nehmen.

Illustration von Seite 144/45.
Illustration von Seite 144/45.

»Du weißt, was du zu sagen hast. Gib dir Mühe!«
Julia hörte das Läuten durch die Leitung – das Läuten zu
Hause in der großen Kamindiele ihres Elternhauses. Wer
würde abheben? Ihr Vater, der Juwelier Martin Lockstett?
Oder Helene, Julias Mutter?
Jetzt! Mamas samtweiche Stimme.
»Helene Lockstett.«
»Mama, ich bin’s. Bitte, erschrick nicht. Man… hat mich
gekidnappt. Ich weiß nicht, wo ich bin.« Das musste sie
sagen. »Ich bin in der Gewalt von zwei Männern. Die… die
haben mich verschleppt. Ich bin das Druckmittel.Verstehst
du? Damit Papa… bitte, tut, was sie verlangen. Der eine wird
gleich mit dir sprechen. Denk an den Film, den wir zusammen
in Wien gesehen haben. Nebel des Grauens – wenn
Papa nicht gehorcht, wird es mir genauso ergehen.«
»Kind!«, schrie Helene Lockstett. »Julia – das kann doch
nicht... das kann doch nicht sein.«
»Das reicht!«, fuhr der Frankenstein-Typ dazwischen. Er
riss ihr den Hörer weg: »Heh, Madame Lockstett! Jetzt sperren
Sie mal Ihre Ohren auf!«