Eigentlich wollte sie's heute Abend putzen. Nicht mehr nötig. Das Chrom blitzte.
Sie hob die Schultern, was sowohl dem eindringenden Regen wie auch der Situation galt. Also, weiter! Sie war verabredet mit ihren Freunden. Die saßen sicherlich schon in Karls Bude, hatten die durchnässten Schuhe ausgezogen und vielleicht auch die Jeans.
Gaby musste lächeln bei dem Gedanken. Aber das verging ihr sofort.
Der pladdernde Regen hatte die blechige Stimme übertönt. Außerdem sprach der Kerl leise, zischte die Worte heraus. So böse, dass allein der Klang für Albträume sorgen würde.
„... dreckiger Kanake! Stinktier! Zecke! Von solchen wie dir haben wir hier genug! Hau ab in den Busch, wo du hergekommen bist! Hast du mich verstanden?!"
In Gaby schien sich die Seele aufzubäumen. Um Himmels willen! Ihr Herz begann zu hämmern. Vor Empörung! Vor Stress! Instinktiv spürte sie auch die Gefahr. Und hatte natürlich Angst. Aber das ist niemals ein Grund zum Weggucken oder gar für unterlassene Hilfe.
Nur noch drei Schritte - dann konnte Gaby in das Durchhaus blicken, also in den tunnelfinsteren Durchgang des alten Hauses, den Durchgang, der die Dieselsmock-Straße mit der parallelen Weidenanger-Straße verbindet, die fast genauso aussieht und zurzeit - nämlich seit Juni - eine Baustelle hat.
Im Durchgang spielte sich ein Drama ab. Die zigtausendste Wiederholung. Fremdenfeindlichkeit - das offenbar nie endende Thema, weil es in Deutschland Menschen gibt, die Ausländer hassen - nur weil es Ausländer sind.