„Diese Flüssigkeit ist meine Erfindung", sagte Sebastian Szdoba. „Ein Produkt aus meiner Hexenküche. Tja, als chemischer Erfinder bin ich Weltspitze. Eigentlich müsste ich den Nobelpreis kriegen. Aber der ist ja kümmerlich im Vergleich zu dem, was wir wollen. Fünf Millionen Euros oder wenigstens D-Mark! Ja, die werden wir erpressen." „Sieht ganz harmlos aus", meinte Egon Flauch und betrachtete das kleine Fläschchen mit der wasserhellen, etwas klebrigen Flüssigkeit.
„Haben große Erfindungen so an sich. Du kannst auch 'ne H-Bombe streicheln, solange sie nicht explodiert."
Sie befanden sich im Keller von Szdobas baufälligem Häuschen. Der verkrachte Chemiker hatte sich ein Labor eingerichtet, in dem es unangenehm roch. Flauch müsste an die Analdrüsen eines Stinktiers denken. Aber Szdoba hatte Fachchinesisch gelabert, hatte von Diffusion, Suspension und Fraktionierung geredet, was auch immer das in der Chemie bedeuten mochte.
Einerlei! Wichtig war nur das Ergebnis.
„Ich führe es dir vor", sagte der Chemiker. „Nebenan."
Dort war der ehemalige Kohlenkeller, ein fensterloser, bunkerartiger Raum. Man hatte die Kohlenrutsche zugemauert und nur einen winzigen Schacht zur Entlüftung gelassen.
Der Raum enthielt lediglich einen alten Gartentisch, auf dem ein billiges Radiogerät mit CD-Player stand.
„Läuft auf Batterie", erklärte Szdoba.
Er nahm eine silberne Scheibe. Flauch erfuhr nie - und es interessierte ihn auch nicht -, ob es eine Musik-CD war oder ein Hörspiel.
Mit einer Pipette tröpfelte der Chemiker drei, vier winzige Perlen seiner Höllentinktur auf den Tonträger. Die Scheibe wurde eingelegt. Klappe zu. Szdoba schaltete das Gerät ein.
„Jetzt aber raus!"
Er schloss von außen die Stahlblechtür.
Stille. Ein Atemzug. Dann die ohrenbetäubende Explosion.