Noch 60 Kilometer bis nach Hause. Und das auf Landstraßen, größtenteils. Mutter und Tochter in dem silbergrauen BMW beschlossen, eine Pause einzulegen. Zumal die Gegend günstig war. Die Straße führte durch Wald, und der einsame Rastplatz auf einer Anhöhe bot sich an.
„Hier geht's", meinte Gaby. Sie bewegte unruhig die Hüften und befreite sich aus dem Sicherheitsgurt.
Margot Glockner lenkte den Wagen hinter eine Sichtblende aus Büschen. In ihrem weiteren Verlauf fiel die Straße steil ab.
Margot sah prüfend hinaus.
„Papi würde schimpfen, Gaby. Ein gefährlicher Ort hier für Frauen und junge Mädchen. Wozu sind denn die Gasthäuser da - würde Papi sagen." Sie lachte verschwörerisch. „Also muß es unter uns bleiben."
„Logo!" lachte Gaby. Sie war schon draußen und lief unter die Bäume.
Margot zog den Zündschlüssel ab, ließ ihn gewohnheitsmäßig in ihre Umhängetasche fallen und stieg aus. Ein heißer sonniger Tag Ende August. Sie schulterte die Tasche und trat in den Waldschatten.
Büsche belegten jeden freien Platz zwischen den Fichten. Margot konnte nicht weit sehen. Sie folgte einem schmalen Pfad und bemerkte den Mann erst, als er hinter einem Baum hervortrat.
Sie erschrak. Der Mann starrte sie an. Groß war er und wuchtig. Er trug
graue Klamotten, und sein Gesicht gefiel ihr gar nicht. Diese Augen!
Dieser Blick! Drei, höchstens vier Schritt betrug der Abstand. Und den
überwand der Kerl mit einem gewaltigen Sprung.
Margot schrie auf, warf sich herum und wollte fliehen. Schon spürte sie
seine Hand an der Schulter - riß sich los und stolperte über einen Stein,
fiel aber nicht. Sie trug sportliche Schuhe mit flachem Absatz. In denen
konnte sie rennen, und sie rannte wie um ihr Leben.
Dabei schrie sie aus Leibeskräften. „Gaby, zum Wagen! Lauf zum Wagen!
Einriegeln!"
Die Antwort kam aus der Richtung. Gaby war schon dort.