Band 068: Kampf um das Zauberschwert „Drachenauge“

Band 068: Kampf um das Zauberschwert „Drachenauge“
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15067-2
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Leseprobe

llustration von Seite 13.
llustration von Seite 13.

Auf den Tag genau 800 Jahre später kauerte die TKKG-Bande hinter einer bröckligen Backstein-Mauer. Sie umfriedete ein Gelände außerhalb der Stadt. Für einen Schrottplatz hätte man's halten können, aber Tim und seine Freunde wußten es besser.
Erwin Schratt hauste hier, zusammen mit Otto, seinem Gehilfen, Handlanger, Komplicen.
Diese Typen! dachte Tim. Reif für fünf Jahre Knast. Pro Nase, natürlich. Aber keiner klopft ihnen auf die Finger. Außer uns.
„Verdammte Hitze!" murmelte Klößchen, der hinter ihm hockte. „Meine Schoko wird weich, meine Füße schlafen ein. Wann geht's endlich los?"
„Gleich!" Tim flüsterte. „Den Kasten mit leeren Bierflaschen hat er schon in den Wagen gestellt."
Schratt fuhr einen Geländewagen - bullig, stark und verdreckt wie er selbst.
Schratt, der offiziell als Schrotthändler seine Kohle verdiente, züchtete auch Hunde. Die verkaufte er dann. Aber nicht an Tierfreunde, sondern an Tierversuchs-Anstalten.
Doch er züchtete nicht nur. Er stahl auch: freilaufende Hunde, streunende Hunde, gassi-gehende Hunde, sozusagen alle Hunde, die noch keine Tätowierung im Ohr hatten - anhand der man ja bekanntlich feststellen kann, zu wem - Herrchen oder Frauchen - sie gehören.
Hundedieb! Hundemörder! dachte Tim. Na, der wird sich wundern!
Er bog einen Zweig beiseite und äugte zum Tor, wo der Geländewagen stand.
Fuhr Schratt allein? Oder nahm er diesen Otto mit zur Stadt?
Tim ließ den Zweig los, wandte den Kopf. Hinter Klößchen hockten Gaby und Karl. Der TKKG-Häuptling fing einen Blick auf aus den Blauaugen seiner Freundin und lächelte zurück.
„Hoffentlich", ihre Stimme klang atemlos, „ist Waldi dabei."
Waldi! Der Dackel einer Mitschülerin. Hanna Röder war ein nettes Mädchen. Alle mochten sie, und alle - auch die rüdesten Burschen in der 9b - halfen ihr gern, denn Hanna war Rollstuhlfahrerin. Und Waldi war ihr Liebling.
Vor vier Tagen - genau an dem Nachmittag, da die TKKG-Bande zum ersten Mal von Schratt hörte - war Waldi plötzlich verschwunden. Hanna hatte ihn vor einem Geschäft angebunden - und weg war er. Gestohlen ? Was sonst!
„Er kommt", flüsterte Tim.

Illustration von Seite 90.
Illustration von Seite 90.

Schritte, als wollte jemand den Boden feststampfen. Aber nur von einer Person.
Schratt stieg in den Wagen, schwitzend und unwirsch.
Durchs offene Fenster brüllte er in die Einfahrt: „Gib den Kötern zu fressen, Otto! Aber nicht zuviel. Leben ohnehin nicht mehr lange, hahahahah!"
„Ich könnte ihn umbringen", flüsterte Gaby. „Ist das überhaupt ein Mensch?"
„Sieht eher aus wie ein Affe", meinte Karl leise. „Leider hat er nicht dessen Charakter, sondern den eines Menschen von minderer Qualität."
Tim spähte durch die Spätsommer-grünen Blätter des Gesträuchs. Schratt - der Affe. Naja, niedrige Stirn, grobe Züge, vierschrötig die Gestalt. Er sah nicht aus wie jemand, der für wohltätige Zwecke sammelt.
„Otto!" brüllte Schratt. „Habe ich was vergessen? Häh?"
„Woher soll ich das wissen?" rief Otto vom Haus her.
„Du weißt ja nie was, Rindvieh!"
Schratt ließ den Motor an und brauste, in eine Staubwolke gehüllt, die unbefestigte Straße entlang, stadtwärts
Die Straße führte auch weiter in andere Richtung. Dort waren Wald, das Naturschutzgelände, links die Burg Zährensteyn, rechts eine Feldweg-Abkürzung zum Internat, umgeben -jetzt zur Vor-Erntezeit - von wogenden Weizenfeldern.
Knapp zwei Kilometer, dachte Tim. Die müssen wir schaffen mit mindestens zwölf Vierbeinern. Am Rüsseleck warten Linda und Pauli. Bis dorthin mit den Hunden - dann ist die Chose (Sache) gelaufen.
Linda und Pauli warteten mit Kleintransportern. Linda und Pauli waren Tierschützer, von der TKKG-Bande innigst ins Herz geschlossen. Besonders von Tim, denn die beiden waren nach seiner Nase, also keine Softies, sondern militant (kriegerisch) .
Als militante Tierschützer hatten sie schon mehrfach Tierbefreiungs-Aktionen durchgeführt, waren zwangsläufig mit dem Gesetz in Konflikt geraten - und verurteilt worden.
Bei dem Gedanken daran fühlte Tim zuviel Blut im Gesicht.
Unser Tierschutzgesetz - Scheiße! dachte der TKKG-Häuptling. Bei den verantwortlichen Politikern sollte man's anwenden. Dann hätten wir bald ein anderes. Unsere Schöpfungskameraden werden gequält und massakriert - bei Viehtransporten, in Schlachthöfen, in Tierversuchs-Anstalten. Das darf sein. Aber Menschen wie Linda und Pauli, die was riskieren, damit 's unterbleibt - die werden verurteilt. Unfaßlich!
„Also los!" sagte er und richtete sich auf. „Aktion läuft. Phase eins: Otto ausschalten."