Band 065: Dynamit im Kofferraum

Band 065: Dynamit im Kofferraum
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15064-1
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Leseprobe

llustration von Seite 48.
llustration von Seite 48.

Irgendein Umwelt-Ferkel hatte eine Bananenschale weggeworfen - ausgerechnet vor dem Regal mit den Video-Geräten.
Eine tückische Falle - und eine Frau rutschte aus.
Tim war zwei Schritte entfernt. Er sah, wie sie stürzte.
Nur eine Blitz-Reaktion konnte helfen, ein Panther-Sprung. Schon war Tim neben ihr, packte zu, erwischte Arm und Taille und verhinderte die Steiß-Landung.
Im vierten Stock des Kaufhauses SUPER benebelten Musik und Werbe-Spots die Köpfe. Bildschirme flimmerten, Kunden drängten sich.
„Ich danke dir. Vielen Dank!"
Die Frau lächelte Tim an. Für einen Moment war sie erschrocken, eine junge Frau mit blondem Zopf und Stirnfransen.
„Das hätte wehgetan", meinte sie und zog ihre Kostümjacke zurecht.
Dann sahen beide zu Boden, denn die Bananenschale haftete noch an ihrem Absatz.
„Die klassische Möglichkeit zum Ausrutschen", sagte Tim. „So eine Schale hier wegzuwerfen - das ist schon fast bösartig."
„Und achtlos und ungezogen." Sie schüttelte den Kopf, befreite ihren Schuh und kickte die Schale unter das nächste Regal, weil nirgendwo ein Abfallkorb zu sehen war.
Dort gefährdete sie niemanden mehr, aber die Putzfrauen konnten sie nicht übersehen.
Tim wandte sich ab, bemerkte aber noch, wie Blondzöpfchen ein Video-Gerät im Karton aus dem Regal nahm.
Während sie dem TKKG-Häuptling freundlich zunickte, ging sie an ihm vorbei Richtung Kasse.
Tim, hochgereckt auf die Zehenspitzen, hielt Ausschau nach Klößchen und hatte die kleine Begebenheit schon vergessen. Zunächst jedenfalls.
„Tiiimmm!" brüllte Klößchen gegen die Lärmkulisse an. „Hier bin ich."
Er stand hei der Kasse. Tim trollte sieh zu ihm.
Der vierte Stock gehörte der Unterhaltung, technisch gesehen. Es gab TV-Apparate aller Art, Radios, Video-Geräte, Kopfhörer, Hifi-Anlagen, Walkman, Recorder, Plattenspieler - alles, womit man sich zuballern und das Nachdenken abschalten kann.
Klößchen hatte Batterien gekauft für sein Koffer-Radio.

Illustration von Seite 133.

„Die Batterien", erklärte er, „sind hier tatsächlich billiger als in dem Geschäft, wo ich sonst immer kaufe. Andererseits ist dort der Service besser, nämlich persönlich, und man wird regelrecht betreut. Hier kommt ja kein Aas vorbei zur Beratung. Ein Glück, daß ich Batterien-Experte bin. Sonst würde ich mich völlig verkaufen. Was war denn? Du hattest eine Dame im Schwitzkasten."
„Nicht im Schwitzkasten. Ich habe sie aufgefangen, als sie ausrutschte."
„Auf einer Batterie?"
„Nein. Wieso?"
„Auf denen kann man leicht ausrutschen. Die rollen unter dem Fußweg."
Damit war der Batterien-Experte zum Zahlen an der Reihe, denn vor ihm hatte Blondzöpfchen soeben einen Euro-Scheck ausgeschrieben für ihr Video-Gerät.
Wieder nickte sie Tim zu und lächelte. Offenbar hatte sie das mit dem Schwitzkasten gehört.
Tim grinste zurück.
Die Frau sah nett aus, mochte Anfang Dreißig sein und hatte die schlanke Figur einer Jazz-Dance-Anhängerin. Vielleicht war sie auch in einem Reit-Club und hielt außerdem Diät, damit ihr Pferd sich nicht überanstrengte.
Irgendwie kam es Tim in den Sinn, daß Gabys Tante so aussehen müßte, hätte Gaby eine.
„Verdammt!" fluchte Klößchen und starrte in sein Portemonnaie. „Jetzt habe ich nicht genug Geld mit. Tim, drei Mark fehlen. Hast du mal?"
Tim gab ihm das Geld und blickte ruckartig auf.
Denn jenseits der Kasse spielte sich was Merkwürdiges ab.
Blondzöpfchen trug ihr Video-Gerät in einer SUPER-Einkaufstüte, einer zum Immer-wieder-Gebrauch aus Plastik. Denn Wegwerfen wäre eine Umwelt-Schweinerei gewesen, weil Plastik nicht verrottet.
Die Frau, die ihren Rücken kerzengerade hielt, wollte absocken.
Aber ein Typ vertrat ihr den Weg.
„Moment, Sie! Kommen Sie mit in mein Büro!"
>Allein der Tonfall war eine Beleidigung.
Blondzöpfchen erstarrte, als hätte man ihr die Bananenschale ins Gesicht geworfen.
Tim sah die Frau nur von hinten, konnte sich aber vorstellen, wie ihr Gesicht Empörung abstrahlte.
Den Typ sah er von vorn.
Ca. 183cm, kräftig und feist, die Anzugjacke stand offen, rot-gelbe Krawatte und ein dralles Gesicht in den gleichen Farben: rote Haut, gelbe Zähne und gelbe Augäpfel. Der Bürstenschnitt machte den Mann noch etwas größer. Rundum: Ein äußerst unangenehmer Typ.
„Wie bitte?" Ihre Stimme klang eisig. „Was wollen Sie von mir? Was erlauben Sie sich?"
„Kommen Sie mit!"
Dicke Finger berührten ihren Ellbogen, griffen aber nicht zu.
„Weshalb? Wer sind Sie überhaupt?"
„Ich bin der Hausdetektiv. Und ich sah Ihnen zu über die Schulter, als Sie den Scheck ausschrieben. Über 411 DM, nicht wahr?"
„Allerdings."
„Sage ich doch. Aber das Video-Gerät kostet 998DM. Ein schöner, sauberer Betrugsversuch."
„Sind Sie bei Trost!" stieß die Frau hervor. „Das Gerät kostet 411 DM. Das steht doch drauf."