Band 047: Der Teufel vom Waiga-See

Band 047: Der Teufel vom Waiga-See
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15046-7
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Leseprobe

llustration von Seite 26.
llustration von Seite 26.

Beim ersten Mal sah Tim den Verbrecher nur von hinten. Und wie ein Verbrecher benahm der Mann sich keineswegs. Mit dieser zufälligen Begegnung kam alles ins Rollen - auch die Reise zum Waiga-See.
Mittags kletterte die Temperatur auf 32 Grad. Es war wenige Tage vor den Sommerferien.
Nach dem Mittagessen zog Tim in der Internatsbude ADLERNEST einen frischen Pullover übers T-Shirt.
Als der TKKG-Häuptling sich mit einem Striegel durch die braunen Locken fuhr und seine Fingernägel prüfte, hob Klößchen - der auf dem Bett lag und in einem Krimi-Comic blätterte - den Kopf.
„Mann, wirfst du dich in Schale. Was ist denn los?"
„Erst treffe ich Gaby im Hauptbahnhof. Dann gehen wir ins Grand-Hotel."
„Ich staune. Hauptbahnhof kann ich ja noch verstehen. Es erweitert den Horizont, wenn man dort rumlungert. Aber was macht ihr in der Nobelherberge?"
„Willst du mitkommen?" „Bei der Hitze? Nö."
„Gaby bringt eine Tante zum Zug. Gleis 34. Tante Bettina fährt zur Kur. Wegen Augenflimmern und gelegentlichem Ohrensausen. Isabella Scheidlitz, kurz Isa genannt, leidet darunter nicht. Eher unter Langeweile. Deshalb reist Isa von
einem Grand-Hotel zum nächsten. Geld hat sie wie Heu. Trotzdem ist sie Muttis beste Freundin."
„Von welcher Mutter sprichst du?"
„Von weiner - natürlich!"
„Verstehe! Die reichste Freundin deiner Mutter befindet sich im hiesigen Grand-Hotel, und du machst ihr einen Höflichkeits-Besuch."
„Jjjein. Es ist mehr ein Zweck- als ein Höflichkeits-Besuch Sie bringt nämlich meine Uhr mit."
„Ah. Die gute?"
„Ja, die."
Tim besitzt zwei Armbanduhren.

Illustration von Seite 80.
Illustration von Seite 80.

Die zweite, sehr preiswerte, mußte er sich notgedrungen kaufen, weil die andere - kostbare -, die er zu seinem 12. Geburtstag erhalten hatte, kaputt war.
Während der Osterferien hatte sie sich geweigert, die Zeit anzugeben. Tim brachte sie - in seinem viele Bahnstunden entfernten Heimatort - zur Reparatur.
Dort lag der Chronometer nun schon seit Monaten. Und jetzt ergab sich für Tims Mutter die Gelegenheit, ihrer Freundin die Uhr mitzugeben - weil Isabella in die hiesige Großstadt reiste.
Grund dafür war eine bedeutende Kunstausstellung. Denn Isa, die seit zwei Jahren verwitwet war, ließ keine - von Kritikern gelobte - Ausstellung aus.
„Und was machst du jetzt mit der da?" Klößchen wies auf die Billiguhr an Tims Handgelenk.
„Die benutze ich nur noch beim Sport. Sie geht ja ziemlich genau."
Klößchen überlegte. „Werdet ihr im Grand-Hotel konditern mit Schoko-Torte und so?"
„Nein."
„Also, dann bleibe ich wirklich hier."
Tim nahm ein frisches Taschentuch und entschloß sich im letzten Moment, auch die Socken zu wechseln. Was bei Klößchen Kopfschütteln hervorrief.
Dann sauste Tim die Treppen hinunter.
Im Fahrradkeller hatte jemand verbotenerweise geraucht. Der Pesthauch hing noch in der Luft.
Tim schnappte seinen Rennesel und preschte stadtwärts -über die Zubringer-Straße - zum Hbf, wo jetzt - während der Urlaubszeit - die Reisenden sich selbst und anderen auf die Füße traten.
Tim kettete seinen Drahtesel an eine Lichtpeitsche und betrat die riesige Hbf-Halle durchs Portal, wo jugendliche Rucksack-Touristen lagerten. Einige sahen so müde aus, als wünschten sie sich zurück in ihre Heimat: nach Schweden oder Kanada. Ein Dutzend Fremdsprachen mischte sich in den allgemeinen Lärm.
Reisen! dachte Tim. Darauf hätte ich jetzt Lust. Hoffentlich werden das keine trüben Ferien. Während der ersten beiden Wochen hat Mutti fast gar keine Zeit. Mal sehen, was ich da anleiern kann - zu Hause.
Er wühlte sich durch die Menge, was ohne Gewalt nicht so einfach war.
Dann bog er ab in die Laden-Passage, den kürzeren Weg zu
Gleis 34.