Dieses Buch ist sehr auf den Hauptfall fokussiert. TKKG ermitteln, kommen viel rum und erleiden Rückschläge. Es passiert stetig etwas, sodass es unmöglich ist, sich zu langweilen. Es werden zwar auch Nebenfälle gelöst, doch das fällt kaum auf: Sie sind sehr geschickt eingearbeitet und der Zufallfaktor ist somit nahezu unsichtbar. Einen großen Haken hat das Buch leider: Der Schlüssel eines Ferraris wird mit einem Sicherheitsschlüssel für eine Haustür ausgetauscht. Selbst 1988 sahen die Schlüssel der Autobauer unterschiedlich aus. Ein Sicherheitshaustürschlüssel unterscheidet sich in 99,9 Prozent der Fälle – besonders im Kopfbereich – von einem original Autoschlüssel. Die meiste Arbeit liegt bei Tim. Karl darf aber gleichermaßen kräftig helfen: Immer schnell die Polizei rufen oder gut beobachten. Gaby bildet die Verbindung zur Polizei und Klößchen findet Dinge oder stellt Fragen, damit Tim alles erläutern kann und somit die junge Zielgruppe den totalen Durchblick hat. Tim wird von den bösen Burschen noch mit seinem alten Spitznamen Tarzan angesprochen, um ihn zu verärgern. Das geschieht in diesem Buch das erste Mal, tritt aber noch öfter auf, genau wie in den Taschenbüchern, und gefällt mir sehr gut. Wie in Band zehn ist Tims Lieblingsfarbe rot und wie im vorhergehenden Fall, erwägt er Architektur zu studieren. Rolf Kalmuczak hat viel Wert auf die Korrektheit der Aussagen in diesem Fall gelegt. Überrascht hat mich die Bemerkung des Autors über den Einzug der Viersteins in die Lindenhofallee Nr 27: „Auch der Einzug dort war verbunden gewesen mit einem Abenteuer für die TKKG-Bande. “ Die Rückbeziehungen in diesem Band sind großartig. So fragt Tim Karl, ob er sein Käuzchenschrei noch kann. Dieser Ruf wurde schon früher zur Verständigung verwendet. Zum ersten Mal wird Gaby von Tim beauftragt sich bei einem Polizisten einzuschleimen, um an Informationen zu gelangen. Diesmal ist es nicht Kriminalassistent Hansen, obschon er in dem Buch, sowie in Band 71, auftaucht. Äußerst amüsant sind stets Kommissar Glockners Reaktionen auf Tims Eigenmächtigkeit: „Hm, eigentlich sollte ich euch … Aber es ist ja gut gegangen. […]“ Eine andere Reaktion gibt es fast nie. Viel Spaß bereiten wie üblich die Namen: Professor Demens / Demenz (die Schreibweise ist nicht einheitlich in der Erstauflage von 1988) oder die Meinrad-Straße. Ebenso für sich sprechend wie die Namensgebung sind auch die Personenbeschreibungen. Adolf Hussler sieht nämlich aus wie eine „ziemlich unangenehme Person aus der jüngeren deutschen Geschichte“. Dieser Adolf ist natürlich ebenso ein Verrückter wie sein Vorbild – jedoch mit einem anderen Spezialgebiet. Wie gewohnt übertreibt der Autor mit seinen Schilderungen. Der Erzähler urteilt über Raser wie die TKKG-Bande („Spatzenhirn im Oberstübchen“). Genau das zeichnet die Serie aus: Ein Erzähler, der mit Stammtischmeinungen um sich wirft und das Geschehen nie ganz ernst zu nehmen scheint. Die vielen Bemerkungen – inklusive derer von TKKG – muss man einfach mit Humor nehmen. Da werden sehr lustige Sprüche rausgehauen, die oftmals zunächst alles verteufeln. Äußerst amüsant! Ebenfalls zum üblichen Schreibstil gehören inzwischen die Vorhersagungen des Erzählers, die ich sehr schätze. Beispiel: Überhaupt: Nur zweimal in seinem Leben sollte der Oberbuchhalter seiner ansichtig werden. Das erste Mal also jetzt. Das Covermotiv zeigt eine packende Szene: Karl hatte einen Unfall und der Verursacher flüchtet in seinem Auto. Negativ ist Karls blonder Schopf. Da hat Reiner Stolte nicht aufgepasst: Auf dem TKKG-Logo hat er ihn noch braun gezeichnet. Im Buch ist Karl im Straßengraben gelandet und nach rechts gesprungen. Ich sehe nur einen Grünstreifen und keinen Straßengraben. Außerdem ist Karl in der Abbildung offensichtlich nach links gesprungen, denn im Buch steht ferner, dass der Unfallverursacher weiterfährt und daher ist es unwahrscheinlich, dass er beim Weiterfahren eine 180-Grad-Drehung vollführt, um wieder zurückzufahren, von wo er gekommen ist. Die übrigen Illustrationen sind allesamt in Ordnung. Fazit Ein äußerst gelungenes Buch. Die Sprüche sind amüsant und es bleibt durchweg spannend. Es passiert pausenlos etwas und vor allem gegen Ende nimmt der Härtegrad zu. Bei den Actionszenen entsteht wahrlich Kopfkino, welches zweifelsohne mit Actionserien mithalten kann. |