Sie werden mich steinigen, dachte Tarzan, zumindest beschimpfen, jedenfalls mordswütend auf mich sein. Aber, zum Henker, so was kann nun mal passieren! Wie peinlich mir die Sache ist, kann ich gar nicht sagen. Aber erklären muss ich's. Also ran an die Speckseiten!
Es war an einem Freitagmorgen im Spätsommer. Gleich begann der Unterricht. Mit schiefem Lächeln trat Tarzan vor seine Klasse, die 9b. Er klatschte die Hand auf den Jeansschenkel, dass es knallte. Das verschaffte Aufmerksamkeit.
Dreißig Gesichter, oder ein paar weniger, wandten sich ihm zu. Aha! Der Klassensprecher hatte was zu melden. Klößchen wusste schon alles und stützte sein Mondgesicht in beide Hände. Karl rückte an seiner Nickelbrille, obwohl sie saß, als wäre er damit geboren. Gaby thronte auf ihrem Sitz wie die Lorelei (Rheinnixe) auf ihrem Felsen, kämmte zwar nicht das Goldhaar, stieß sich aber mit den Wimpern am Pony und ließ Erstaunen aus beiden Blauaugen leuchten.
"Also", sagte Tarzan, "der Kunstunterricht fällt heute aus.
Porsche-Hubi ist krank. Äh... hin.
Die Mitteilung löste nicht gerade Wehklagen aus. Aber Bedauern malte sich auf viele Gesichter. Porsche-Hubi, wie der Referendar (noch in Berufsausbildung begriffener, akademischer Beamter) Dr. Hubert Knoth genannt wurde, war ein affenstarker Kumpel und deshalb beliebt.
"Krank?" fragte Eugen Glattmann aus der sechsten Reihe.
"Wieso? Gestern war er noch gesund. Ist es ansteckend?"