Bleibt das übliche TKKG-Buch im Bereich eher leichterer bis mittlerer Kriminalität, geht es hier richtig zur Sache: Eine Gruppe Schwerverbrecher jagt einen anderen Schwerverbrecher, um ihn umzubringen. Nebenbei betätigen sie sich als Räuber, Geiselnehmer und Geldfälscher. Der Gejagte wiederum hat mit erheblichen Gesundheitsfolgen für den Überfallenen Diamanten geraubt und raubt weiter. Dann begeht er noch einen Mordversuch an Tarzan und eine Geiselnahme bei den Glockners. Hier wird mal so richtig mit beiden Händen in den Misthaufen menschlichen Verhaltens gegriffen. Geraten wird hier nicht, weil wir immer wissen, was die bösen Buben planen oder machen. Aber das macht nichts, denn umso spannender ist es, wie TKKG es schafft, ihnen einen Strich durch die Rechnung zu machen. Hier spielt der Autor wieder seine Stärken aus: Seinen Wortwitz - gefallen hat mir etwa "bis der Reichtum unerträglich wird" - und seine Fähigkeit, Situationen lebendig zu schildern. Dabei kommt das tägliche Leben nicht zu kurz, wobei vor allem Klößchen für lustige Akzente sorgt. Zu denken wäre hier vor allem an seine Vorbereitungen auf die Geburtstagsfeier oder seine Bemühungen, das Geld vom Bazar zu zählen. Das alles macht Spaß und weiß zu gefallen. Tarzan ist mehr für die Gefahrbewältigung zuständig, wobei er nicht davor zurückschreckt, es mit einem schwerbewaffneten Geiselnehmer aufzunehmen und ihn danach sogar dazu bringt, seine Leute zu verraten. Demgegenüber sorgt Gaby für das Soziale, indem sie sich eines Streunerpärchens annimmt und ihm schließlich einen Schlafplatz im Haushalt des Kriminalkommissars verschafft. Hier zeigen sich übrigens zwei schwache, weil wenig realistische Seiten dieses Bandes: Es mutet schon merkwürdig an, daß ein gewissenloser Schwerverbrecher, der gerade während einer Geiselnahme überwältigt worden war, sich gegenüber einem Dreizehnjährigen darart kampflos seinem Schicksal fügt, über die Tat und seine Mittäter auspackt und dann auch noch beim Anruf seiner Mittäter so artig mitspielt. Ebenso mutet merkwürdig an, wie bereitwillig zuerst Gaby und dann ihre Mutter den Streunern, die immerhin offensichtlich ein Fahrrad und einen Nerzmantel gestohlen haben, einen Platz im Haus anbieten oder sie überhaupt in das Haus lassen. Realistischerweise hätte man davon aus Selbstschutz abgesehen oder die Isi - so heißt der weibliche Teil des Trebegespanns - erstmal unter die Dusche befohlen. Nicht ohne vorher die teuersten Parfüms in Sicherheit zu bringen, selbstverständlich. Aber abgesehen davon funktioniert die Geschichte außerordenlich gut, und das, obwohl hier so gut wie keine Ermittlungsarbeit von TKKG stattfindet. Tarzan hat hin und wieder einen Geistesblitz, aber das war's auch schon. Ansonsten wird nur auf Entwicklungen reagiert. Die Geschichte wird dabei angetrieben von Zufällen: Der von Polizei und den eigenen Kollegen Gesuchte raubt ausgerechnet den Nicht-Tarzan-Teil von TKKG aus, dessen Jäger überfallen ausgerechnet die Geburtstagsfeier, auf der auch TKKG sind, der männliche Teil der Ausreißer, auf die Tarzan und Gaby zufällig stoßen, bricht ausgerechnet im Notunterschlupf der Bande ein und veranlaßt Tarzan, ausgerechnet dort nach ihm zu suchen. Und ausgerechnet die Glockners werden ausgesucht, um vom Gesuchten als Geiseln genommen zu werden. Eine derartige Häufung von Zufällen ist normalerweise ein Grund für eine empfindliche Abwertung. Hier lasse ich sie mir aber gefallen, weil die Zufälle trotzdem nicht so konstruiert wirken wie sonst, wenn der Autor Zufälle zum Vorantreiben der Geschichte bemüht. Irgendwie wirken die Zufälle trotz allem noch halbwegs glaubwürdig. Der flockig-lebendige Stil der Geschichte tut ein Übriges, um das Lesen zur Freude zu machen. Besonders gefallen hat mir hier, daß Klößchen nicht nur als der Tolpatsch dargestellt wird, der TKKG in schwierige Situationen bringt, obwohl auch das einmal der Fall ist. Während er sonst neben seinem Talent, im entscheidenden Augenblick nicht leise zu sein, auf Erwiderungen zu Vorhaltungen wegen seines Eßverhaltens beschränkt ist, wird er hier zum eigenständig entscheidenden Handelnden. Er sorgt weitsichtig dafür, daß Tarzan nach Schließung der Küche noch zu seinem Abendbrot kommt, und am Ende sorgt er im Alleingang dafür, daß ein gefährlicher Verbrecher überwältigt wird. Fazit: Zugegeben, es gibt viele Zufälle und fast keine eigene Ermittlungsarbeit von TKKG. Zugegeben, hier und da knirscht es mit der Realitätsnähe manchmal. Aber es handelt sich immer noch um sich halbwegs natürlich entwickelnde typische und durchaus vielschichtige TKKG-Geschichte, die spannend, lebendig und witzig geschrieben ist. |