Band 018: Hexenjagd in Lerchenbach

Band 018: Hexenjagd in Lerchenbach
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15017-7
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Die drei letzten Rezensionen

Trügerische Dorfidylle

Eine Rezension von Krabbentaucher

So ganz neu ist die Idee nicht, Rolf Kalmuczak griff hier vielmehr einen alten Gedanken auf aus der Zeit, als es TKKG-Bände noch gar nicht gab. In einem der Tramp-Büchlein von 1979 gab es eine Geschichte um eine alte Frau, die von einem reichen Fiesling aus ihrem Haus geekelt werden sollte, damit er sich das Grundstück unter den Nagel reißen konnte. Das Tramp-Büchlein hat später Eingang in den Band 9 „Abenteuer im Ferienlager“ gefunden.

Übernommen wurde hier freilich nicht die ganze Idee, sondern nur der Ansatz. Sollte die alte Frau noch mit vorgetäuschtem Gespensterspuk mürbe gemacht werden, wird im vorliegenden Band eine Lehrerin – in Kalmuczaks nicht immer durchschaubarem Kosmos ist sie offenbar sowohl Studienreferendarin als auch planmäßige Lehrerin – von ihrem Widersacher, einem Bürgermeister, in dessen Dorf als Hexe diffamiert.

Die titelgebende Hexenjagd beschränkt sich allerdings auf Maßnahmen des jüngeren Sohnes des wie ein Pate wirkenden Dorfbürgermeisters. Von einem neugierigen kleinen Mädchen abgesehen erlebt der Leser keine Reaktionen der Dörfler gegen die vermeintliche Hexe. Im Gegenteil: Eine Serviererin – Witwe des Opfers einer Trunkenheitsfahrt des Bürgermeisters, für die ein anderer ins Gefängnis gegangen ist – und ein Dorfpolizist glauben offensichtlich nicht an den Unsinn. Trotzdem schwebt die Hetze als ständige Bedrohung während der ganzen Geschichte über dem Geschehen. Das ist Kalmuczaks lebendigem Stil zuzuschreiben.

Wie so häufig in der TKKG-Reihe, werden hier mehrere Handlungsstränge miteinander verwoben. In diesem Fall sind es drei Stränge, allerdings wird bei einem erst spät klar, daß es sich überhaupt um einen Handlungsstrang handelt. Dieser und der Hauptstrang – die Maßnahmen gegen die Lehrerin, die auch mutwillige Zerstörung in ihrem Haus einschließen – haben ihre Verbindung im Bürgermeister. Der dritte Handlungsstrang dreht sich um einen Einbrecher, der die Lehrerin als unliebsame und einzige Zeugin einer seiner Taten durch Gift für etwa eine Woche ausschalten will.

Das ganze wird mit Gangsterdialogen aufbereitet, die wie in den anderen Bänden auch geschickt platziert werden. Sie stören die Spannung nicht, denn sie verraten, was der Leser ohnedies weiß oder sicher vermuten darf. Geschickt werden die Dialoge auch insoweit eingesetzt, als nicht alles verraten wird. Die Giftattacke des Einbrechers wird nicht verraten, sondern klärt sich erst im weiteren Geschehen auf.

Dieses Geschehen mit Aufklärung des Sachverhalts entwickelt sich logisch, wobei Kalmuczak Zufälle so dosiert bemüht, daß die Geschichte nicht konstruiert wirkt. Gut – für eine fahrlässige Tötung gibt es in der Regel eine Bewährungsstrafe von eher weniger als einem Jahr statt zwanzig Monaten Bau, aber das Auftauchen des unschuldig Verurteilten war vom Plot her notwendig. Der Zufall, daß auch der Kinderschänder und zugleich ältere Sohn des Bürgermeisters – die belastende Zeugenaussage der Lehrerin war damals das wesentliche Moment für dessen Verurteilung und Auslöser für die Feindschaft – am selben Tag entlassen wird und auf der Bildfläche erscheint, ist jedenfalls nicht völlig unwahrscheinlich und kann aus Plotgründen hingenommen werden.

Spannend geht es also zu in diesem Band, obwohl der Leser überwiegend weiß, was gespielt wird. Für Spaß sorgen die vielen liebevoll in Szene gesetzten Details, die zugleich humorvoll und einfühlsam geschildert werden. Dazu sind sie so lebensnah geschildert, daß man glaubt, dabei zu sein.

Fazit: Ein rundum gelungenes Buch mit einer im besten Sinne typischen TKKG-Geschichte. Hier stimmt einfach das ganze „Package“: Humor, Lebendigkeit, Spannung – alles ist da und wird zu einer sich folgerichtig entwickelnden Geschichte verwoben. Tarzans Gewaltanwendungen beschränken sich auf ein absolutes Minimum und echte Notwehrsituationen. Moralisch fragwürdige Der-Zweck-heiligt-die-Mittel-Momente gibt es nicht. So gibt es auch nichts, was der Höchstbewertung im Wege stehen könnte.

Score
100%
Verfasst am: 19.07.2012