… aber das wäre dann doch zu deutlich gewesen, auch wenn der tatsächliche Titel – „Das Rätsel um die alte Villa“ – eher irreführend ist. Karl, der sonst immer etwas abseits steht und allenfalls lexikalisches Wissen abzusondern hat, wird in diesem Band in den Mittelpunkt gerückt. Außerdem lernt der Leser seine Eltern kennen, die in anderen Bänden gar nicht zu existieren scheinen. Kein Wunder, denn hier geht es um die Villa, die Karls Eltern angekauft haben, weil sie offenbar eine Erbschaft durchbringen müssen. Die Schilderung des täglichen Lebens - in der Schule wie beim Umzug - ist lebendig und geglückt, ebenso die witzigen Dialoge. Allerdings nervt manchmal das moralinsaure Gerede, das den pädogisch erhobenen Zeigefinger allzu deutlich erkennen läßt. Das ist dann auch für ein Jugendbuch manchmal zu viel. Zum Beispiel übertreibt es der Autor, wenn er den Juwelier Adelmann seine Verdorbene-Jugend-aber-Du-bist-die-rühmliche-Ausnahme-Reden schwingen läßt, als Tarzan die gefundene Brieftasche abliefert. Positiv ist wiederum zu vermerken, wie die einzelnen Teile der Geschichte ineinandergreifen: Einbrecher werden überrascht, können aber fliehen; Tarzans Verfolgung eines Verdächtigen; die Situation, in der er von einem neuerlich geplanten Einbruch Kenntnis erlangt. Ebenso umsichtig hat der Autor schon früh im Buch die entscheidende Schlußszene vorbereitet, indem er Tarzan Tauchunterricht nehmen und den späteren Gegenspieler auftreten läßt. Eine gewisse Schwäche kennzeichnet die Schilderung des zweiten Einbruchsversuchs, denn sie ist - neben dem Lektoriatsfehler, daß aus dem geschnappten Erwin zwischendurch Horst wird - nicht wirklich überzeugend. Erwin muß doch gemerkt haben, daß er es nur mit einer Dreiergruppe Dreizehnjähriger zu tun hat, von denen nur einer einen ernsthaften Gegner darstellt. Außerdem wirkt eine Vorderladerpistole im Stil des 18. Jahrhunderts nicht wirklich wie eine Bedrohung - auch dann nicht, wenn man ein Feigling ist. Erwin ist immerhin 26 Jahre alt und ein Knacki. Deshalb überzeugt auch nicht, wieso er nach seiner Überrumpelung derart demoralisiert sein soll, daß er nicht nur stillhält, sondern vollumfänglich auspackt. Es wäre überzeugender gewesen, hätte er mit mehr Nachdruck festgehalten werden müssen und hätte er erst bei der Polizei das vermeindliche Geheimnis der Villa gelüftet. Der Geschichte hätte es keinen Abbruch getan, gibt es doch mit Kommissar Glockner einen Polizisten, dem die Bedeutung des Wortes "Dienstgeheimnis" im allgemeinen nicht klar zu sein scheint. Sehr viel besser entwickelt sich die Geschichte danach. Hier schließt sich an die von Erwin erhaltenen Informationen nämlich mühevolle Ermittlungsarbeit durch Befragung von Personen an, die TKKG auf nachvollziehbare Weise zur Lösung des Falles führt. Der Leser wird buchstäblich mitgenommen auf die Reise und steht am Ende genauso verdutzt vor dem Stausee wie die vier Freunde. Die Bergung des Schatzes ist noch packend geschildert, ebenso der anschließende Raub. Dann aber patzt der Autor. Es wirkt konstruiert, wenn das Räuberpärchen mit dem Schatz auf der Autobahn verunglücken und dadurch die Beute zu ihrem rechtmäßigen Eigentümer zurückkehren läßt. Überhaupt gibt es an dieser Stelle einiges zu meckern. Es ist nämlich nicht recht verständlich, was sich der Autor von dem zweiten Handlungsstrang mit dem Geisterfahrer versprochen hat. Der tut nämlich nichts zur Sache und war auch zu keinem Zeitpunkt Gegenstand irgendwelcher TKKG-Ermittlungen. Der dafür aufgewandte Platz wäre besser genutzt worden, hätte es ein überzeugenderes Finale gegeben, etwa, daß Tarzan die Räuber doch noch überwältigt. Außerdem mißfällt eine Kleinigkeit an der Stauseeszene: TKKG ist überrascht von der in Walchenau herrschenden Nässe, und man legt für die Anschaffung einer Taucherbrille zusammen. Zu seiner Badebekleidung sagt Tarzan, er trage rein zufällig eine Unterhose, die man auch als Badehose benutzen könne und die zu diesem Behufe auch in Sportgeschäften kaufen könne. Ich habe von derartigen Unterhosen noch nie gehört. Das ist zu sehr ein Kaninchen aus dem Zylinder, das vermeidbar gewesen wäre, hätte der Autor TKKG mit so großen Taschengeldreserven ausgestattet, daß noch eine Badehose - sei es lila mit gelben Punkten - drin gewesen wäre. Aber ein deus ex machina in Form einer Unterhose - das ist dann doch etwas merkwürdig. Störend ist die Stereotype, wonach Schausteller fragwürdige Figuren sind. In diesem Band haust man in Baracken am Bahndamm, macht Ärger und pflegt Umgang mit Verbrechern. Weniger wäre hier mehr gewesen, außerdem hängt der Verlauf der Geschichte gar nicht davon ab, daß Beteiligte dem Schaustellergewerbe angehören. Übrigens hätte Karl anläßlich der Präsentation der Duellpistolen seinen allgemeinen Vortrag über Waffen zugunsten eines speziellen Vortrags über Duellpistolen zurückstellen können. Da gibt es nämlich einiges zu sagen: Duellpistolen wiesen normalerweise weder gezogene Läufe noch Visiereinrichtungen auf, was den Charakter des Duells als Gottesurteil betonte, da hierdurch die Treffsicherheit herabgesetzt wurde. Fazit: Der Band ist trotz seiner Schwächen lesenswert, denn sie stören nicht wirklich. Das Geschehen ist lebendig und überwiegend natürlich und nachvollziehbar geschildert. Abzüge gibt es für kleinere Plotschwächen, aber auch für Stereotype. Insgesamt weiß die Geschichte aber zu gefallen. |