Band 003: Das leere Grab im Moor

Band 003: Das leere Grab im Moor
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Gebundenes Buch · 192 Seiten · 12.2 x 18.8 cm
cbj
Juli 2004
€ 7,50 [D] | € 7,80 [A] | CHF 13,90 (UVP)
978-3-570-15002-3
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80%

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Zwischen Höhenflug und Absturz

Eine Rezension von Krabbentaucher

Es ist nicht einfach, dieser Geschichte gerecht zu werden, denn Licht und Schatten liegen nahe beieinander.

Auf der Plusseite ist zunächst das zu nennen, was die frühen TKKG-Bände auszeichnet: Der lebendige und witzige Stil, mit dem Situationen detailliert und dennoch knapp geschildert werden. Der Leser wird in das Geschehen hineingezogen und bekommt das Gefühl, dabei zu sein - sei es, in der brütenden Hitze umherzulaufen oder zu -fahren (hier wird erwähnt, daß sich Tarzan und Karl oben freimachen, um vom Fahrtwind gekühlt zu werden), sei es, im Moorgelände und den angrenzenden Waldstücken unterwegs zu sein. Man ist geradezu mit auf der Pirsch im Wald und auf dem Grundstück des Wilddiebs. Das alles kommt der Spannung zugute.

Die Dialoge kommen nicht zu kurz, und immer wieder zeigt sich das Talent des Autors, witzige und weitgehend überzeugend "echte" Gespräche zu gestalten. Daß die Sache manchmal dann doch ins Unglaubwürdige abrutscht, kann verschmerzt werden, denn es ist nur selten der Fall.

Positiv ist noch zu vermerken, daß wenig Gewalt im Spiel ist und Tarzan diese nur in nachvollziehbaren Situationen einsetzt, aber nie als Mittel zum Zweck. Die Lektüre macht also rundherum Spaß.

Dieser Lesespaß verdeckt etwas die Minusseite. Der Plot wirkt nämlich zum Teil arg konstruiert und setzt sich auch über Realitäten hinweg. Immer wieder müssen Zufälle herhalten, um die Entwicklung der Geschichte in Gang zu halten. Mehrmals muß der offenbar schlecht erzogene Oskar ausbüchsen, wobei sich fragt, wie ein Hund unbemerkt aus seinem Halsband verschwinden kann. Dann patscht Klößchen im Fallen auf einen entscheidenden Hinweis. Das sind arg viele Zufälligkeiten in einem Band, so auch die zufällige Beobachtung, wie der Wilddieb das Leere Grab im Moor öffnet und den Schatz darin findet.

Obendrein ist es unglaubwürdig, daß ein ausgestiegener Pilot draußen im Moor auf einen Tippelbruder trifft und mit ihm gemeinsame Sache macht. Überhaupt mißfällt die Gleichsetzung eines "Penners" (so der Sprachgebrauch im Buch) mit einem durchtriebenen Kriminellen, der sogar einen Tresorknacker kennt. Überhaupt gibt sich der Autor hier seinen Verbrecherstereotypen hin, aber das ist leider prägend für die ganze Buchreihe.

Und dann wäre da noch die liebe Technik und Physik: Der Pilot hat das Flugzeug - eine Dassault Mystère-Falcon 20 - eine Minute vor Explosion der Bombe mit einem Fallschirm verlassen, als er mit Bestimmungsort Paris an der TKKG-Stadt vorbeiflog. Wie soll das gehen? Um der Flugsicherung nicht vorher aufzufallen, dürfte er den Flug mit Reisefluggeschwindigkeit auf Reiseflughöhe durchgeführt haben, also mit 760 km/h auf etwa 10.000 m Höhe. Da ist es zunächst schwierig, überhaupt eine Tür zu öffnen, verfügt die Mystère doch über eine Druckkabine. Dann muß der Pilot es auch noch vermeiden, bei dieser Geschwindigkeit gegen die Flügelvorderkante zu schlagen oder vom Triebwerk eingesogen zu werden. Und das alles mit einem kleinen Tresor in der Hand.

Der Plot will es, daß der Pilot sich ein Bein verletzt, weil er mit dem Tresor angeblich zu schwer ist für den Fallschirm. Auch das ist ein logischer Bruch: Wenn der Tresor so klein oder leicht ist, daß man ihn ohne weiteres tragen kann, dann ist die Gewichtserhöhung nicht so dramatisch, daß sie außerhalb des Auslegungsbereichs des Fallschirms liegt.

Dann gibt es da noch die schiere Geschwindigkeit: Wenn zwischen Ausstieg und Explosion eine Minute liegt, dann liegen bei 760 km/h auch mehr als 12 km dazwischen. Ist das Soiner Moor so groß?

 

Fazit: Geht man nur nach dem reinen Geschehen, holpert und rumpelt die Geschichte. Ihr fehlt die natürliche und folgerichtige Entwicklung, ständig muß sie durch künstliche Konstruktionen angeschoben werden. Das wird ausgeglichen durch die lebendige und humorvolle Schilderung des Geschehens, so daß es letztlich doch Spaß macht, den Band zu lesen. Das macht die Schwächen zum überwiegenden Teil vergessen, und ganz sicher wird das 13jährige Zielpublikum auf derartige Feinheiten nicht achten.

Score
80%
Verfasst am: 19.04.2012