„Finstere Pläne in dunkler Nacht“ heißt der erste Track der CD, welcher sogleich mit einem Ganovengespräch beginnt, der jedoch der einzige in diesem Hörspiel bleibt. Mir gefällt dieser, da er lustig anzuhören ist. Sprüche wie „Mein Benz, mit Vornamen Mercedes, …“ sorgen für einige Schmunzler. Der Tresorknacker Malko kann wegen seiner Bandscheiben das schwere Einbruchwerkzeug nicht tragen. Nachdem er entgegen seiner Aussage, dass fürs Tragen Edi zuständig sei, die Pistole einfordert, muss sein jüngerer Gehilfe – Klunker-Edi – natürlich anmerken: „Hoffentlich ist sie dir nicht zu schwer. “ Weiter geht es mit der nervigsten Szene im Hörspiel: den Dialogen der Streetpower-Gang, welche ich nicht als Gangsterdialoge bezeichnen möchte. Stefan Wolfs typische Klischees häufen sich in allen Szenen, bei denen diese Gang mit von der Partie ist. Das startet mit ihrem Treffpunkt (ein ausrangierter Waggon, der auf einem toten Abstellgleis steht) und endet mit dem obligatorischen Zoff mit den Eltern. Üblicherweise hatten alle Straßengangs bei Stefan Wolf in den 90ern Sicherheitsnadeln in ihren Körpern – so auch hier. Der Titel „Die Hand an den Sternen“ und das Cover zeigen deutlich, dass es bei diesem Fall um das Abbrechen von Mercedes-Sternen geht. Im zweiten Track „Zeuge gesucht“ erklärt der Erzähler, warum Menschen dies tun und stellt dabei u. a. fest, dass Ersatzsterne im Autohaus ca. 30 Mark kosten und daher das Geld kein Anreiz ist. Außerdem berichtet er, dass jährlich ca. 500 000 Sterne gestohlen oder abgeknickt werden und auffallend viele angehende Juristen zu den Tätern gehören. Diese Daten hat Stefan Wolf 1996 sicherlich in einer Zeitung gelesen und gleich einen TKKG-Fall aus dem Artikel entworfen. Der Bericht des Erzählers weiß zu gefallen. Hätte er ihn nicht geliefert, wäre es sicherlich Karl gewesen. Da es jedoch der Erzähler übernommen hat und damit Karl nicht völlig überflüssig daherkommt wie Klößchen, darf er bedeutungslose Informationen zur Stadtgeschichte liefern, die besagen, warum welche Straße wie heißt. Dies dauert zwei Minuten. Ziemlich langweilige Minuten. Jedoch sind die Kommentare von Klößchen und Tim zu Diarrhoe amüsant, wie der Gangsterdialog zu Beginn. Nun zum eigentlichen Fall: Die Tresorknacker brechen in einem Juweliergeschäft ein und die Streetgang von dem Ganovenauto einen Stern ab. Im Tresor befand sich Gabys Goldkette, welche sie zum 14. Geburtstag von ihrer Mutter bekam. Tim hat im Extrablatt der Tageszeitung von dem Einbruch erfahren. Die Tageszeitung druckt ihr Extrablatt in den frühen Morgenstunden noch für die neuesten Lokalnews. Der Redaktionsschluss und Druckzeitpunkt ist so früh morgens, dass über den Einbuch, welcher nach 2.00 Uhr stattfand, bereits berichtet werden kann. Tim telefoniert in der Besenkammer, wie die Telefonzelle nach ihrer Zweckänderung weiterhin genannt wird, die gerade auf Telefonkarten umgestellt wurde, mit Gaby. Anschließend beginnt TKKG mit den Ermittlungen, um Gabys Kette zurückzuholen. Klunker-Edi als Geräteträger für Malko Malkowitsch wird hervorragend von Jörg Gillner gesprochen. Es ist die reinste Freude, wie natürlich die Gespräche des Ganovenduos ablaufen. Oliver Reinhardt spricht den älteren Malko hervorragend böse. Er ist die Person, die von den beiden Ganoven am meisten Autorität ausstrahlt. Weiterhin überzeugen auf der ganzen Linie Günter König, als gewohnt lässiger Erzähler und Henning Schlüter in der Rolle des rüstigen Seniors Adolf Anschütz. Die Sprecher der Streetgang begeistern weniger: „Mit 19 Mercedessternen bin ich auch kein Rücklicht … äh, Schlusslicht“, sagt Simone Pechacker, gesprochen von Eva Weißmann. Dies ist der lustigste Satz von ihr, ansonsten fällt sie kaum auf. Gelungen ist, dass ihre Stimme wirklich wie die einer 15jährigen klingt. Christian Lennert, 18 Jahre alt, wird von Thorben Liebrecht gesprochen. Seine Stimme klingt relativ alt, also durchaus passend. Die Frage ist nun, wie alt Baldur von Lohrbaß sein soll, denn die Stimme seines Sprechers (René Spiegelberger) klingt ähnlich erwachsen. Beide Leistungen sind in Ordnung, ihnen fehlt aber das gewisse Etwas. Es fällt mir schwer, ihnen die Mitgliedschaft einer Streetgang abzukaufen. Julia Müller-Wesemann spricht Sandra Heintze ganz ordentlich. Besonders gut gefallen haben mir ihr Telefonanruf bei Anschütz und das anschließende Gespräch. Im Inlay des Hörspiels ist neben Simone Pechacker noch eine weitere Simone eingetragen, die jedoch nicht von Eva Weißmann gesprochen wird, sondern von Corinna Wodrich. Mir ist im Hörspiel nur eine Simone aufgefallen. Ob zunächst Simone von Corinna Wodrich gesprochen wurde und später ersetzt? Die Musik der 90er gefällt mir grundsätzlich gut. So auch hier. Lediglich ein Titel, bei dem es klingt, als ob ein dünner Metallstab im Takt der Musik schnell durch die Luft bewegt wird, weiß meinen Ohren so gar nicht zu gefallen. Das Cover zeigt die Nacht des Einbruchs, wie der Senior Herr Anschütz Sandra beim Entfernen des Mercedessterns beobachtet. Leider ist das Auto gelb und nicht wie im Hörspiel hellgrau. Ansonsten gefällt mir das Cover, passt es doch hervorragend zum Titel des Hörspiels. Fazit Eine durchschnittliche TKKG-Folge, die durchaus unterhält. Den in den 90ern typischen Klischees in Sachen Jugendgang und Jugendsprache kann nur wenig abgewonnen werden. Wäre das Hörspiel um einige unbedeutende Stellen gekürzt und auf eine Gesamtlänge von 35 Minten gekommen, wäre eine bessere Wertung sicherlich drin gewesen. |