So, flugs mal den "Wavelenght"-Soundtrack von Tangerine Dream zwischengeschaltet und schon ist man in medias res, wie man als Kind des Bildungsbürgertums gerne mal schwafelt. Die Außerirdischen hatten in den 80ern Hochkonjunktur, man erinnere sich hier nur an den äußerst sympathischen Fellknuddel Gordon Shumway (unerreicht!) oder William Kotzwinkles bezaubernden E.T.. Das Wolf sich dieses Themas mit einer diskussionswürdigen Hommage annimmt, ist nicht verwunderlich und gibt den Stoff für exzellentes Hörspiel her. Aber der Reihe nach: und nun zu Wolfs Hommage an Hermann Oberth, dem der Autor einfach mal ein "ür" dranhängt und sich selbst und dem Hörer/Leser faltenaugenzwinkernd signalisiert: "Den mag ich und dem schaffe ich ein kleines Denkmal in einer Jugendbuchreihe". Dem wackeren und leider verschollenen Helge Willkowei vom TKKG-Forum verdanken wir den Hinweis, dass es tatsächlich einen Raketen/Weltraumforscher namens Oberth gab. Ein klitzekleines bißchen komisch und/oder doof ist dabei nur, dass Oberth ein Herz für NS-Kriegsverbrecher hatte und zeitweise sein Kreuzchen bei der NPD machte. Naja... Ob jetzt aber Professor Oberthür auch solche Ansichten hat oder Wolf überhaupt wusste, wen genau er da als Vorlage nimmt - lassen wir es mal gut sein. Eins ist sicher, Wolf war sicher nicht politisch korrekt. Musste er auch nicht sein. Schließlich schrieb er nicht für die Frauengruppe der Grünen in Berlin-Spandau, sondern für den durchschnittlichen TKKG-Doofie, der sich erstmal freute, wenn es von der guten Muhme Körting etwas für die (Segel-)Ohren gab. Und die Folge 15, die ist und bleibt ein Top-Hörspiel, sogar in der neuen Abmischung ohne Bohn-Gedudels. Tarzan wird jedenfalls Opfer eines tätlichen Angriffs und das ist schon mal beruhigend, holt ihn dieser Umstand doch aus der Terminator-Ecke heraus und macht ihn etwas alltagstauglicher. Gehauen haben ihn die "Haarjäger". Die berauben junge Frauen (gegen deren Willen natürlich!) ihrer Prachtmähne und machen damit Geld. So reicht es zumindest für einen abgewrackten Bauernhof im malerischen Bad Finkenstein, einem Kurort, der es in sich hat. In Finkenstein tummeln sich darüber hinaus nicht nur permanent pupende Rentner mit Mundgeruch und Hunger auf Sachertorte. Nein, TKKG begegnen auf der Suche nach den Haardieben einem pensionierten Postboten, der den Kümmeltürken (hähä!) Judo beibringt und eine Nichte hat, die ebenfalls von einem nach Knofel stinkenden Haardieb geschoren wurde. Schließlich treffen die drei Streber plus Fettmoppel auf die Haarjäger, von denen einer auch noch eine MUWINA (selber nachhören, wenn es jetzt nicht schnackelt!) hat. Soviel zum ersten Handlungsstrang. Der zweite wiederum ist wie die gute Scheibe Käse, die zu einer guten Scheibe Graubrot passt. Wolf hat die 15er - Stulle mit dem Filmemacher Lucky Owen und einer saftigen Ufo-Saga belegt. Owen macht nämlich fleißig Reklame für seinen neuen Film und nährt die Sehnsucht vieler Nerds nach außerirdischem Leben. Dabei überschreitet er allerdings eine Grenze: Er entführt den armen Oberthür und macht Ufo-Mummenschanz, damit der Wissenschaftler unfreiwillig die Werbetrommel rührt von wegen kleine grüne Männchen sind unter uns. Dies kann man in Ansehung des durchweg gelungenen Titelbild immer wieder bewundern. Klappt natürlich nicht, wie die Gauner das gerne hätten.Tarzan und Konsorten räumen tüchtig auf mit dem Ufo-Mythos! Zu den Sprechern: Karin "Tante Mathilda" Lieneweg steht im Reformhaus an der Kasse, Owen hört sich nicht nach Ami an, sondern nach dem Mund voll mit Fritten und Currywurst, und der Herr Kurdirektor weckt Erinnerungen an Monty Python (hatte Thormann nicht auch John Cleese synchronisiert?). Die Streitgespräche zwischen Willi und TKG sind ebenfalls eine Meisterleistung der Rechtsanwältin A.D. und ihrer Entourage. Bei dieser Hörspielfolge stimmt einfach alles. Man kann sie nicht nur UFO-Begeisterten empfehlen. Jeder, der TKKG gut leiden kann, sollte sie sich zulegen. Und das Tollste ist: Sie reiht sich nahtlos in einen Reigen weiterer Spitzenhörspiele ein. Schon mit Folge 16 findet sich der nächste Leckerbissen auf dem Hörspielbuffet. Wer sich also an den Ufos sattfressen will, der sollte noch Platz für X7, Hexenjagd, Briefmarken und einen Abstecher in die Drachenhöhle lassen! Auf geht´s (frohgemut)! |