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André Kussmaul über TKKG und die Trickserie
Verfasst von Hauke am 15.05.2014, 06:17 in Interviews
André Kussmaul ist ein TKKG-Fan der besonderen Sorte: Er hatte das Glück eigene TKKG-Abenteuer zu schreiben, die als Buch und Hörspiel erschienen sind. Im Interview spricht er über seine Tätigkeit als Autor und die Arbeit an der bisher unveröffentlichten Trickserie.
Herr Kussmaul, Sie sind nicht erst seit gestern Autor. War das schon als Kind ihr Traumberuf?
Ja, in der Tat. Ich bin in einer Kleinstadt im Schwarzwald aufgewachsen und dort gab es immer reichlich Inspirationen für Geschichten. Die dunklen Wälder, die Sagen, der Dorftratsch. Damals im Alter von ca. zwölf Jahren begann ich mir Gruselgeschichten auszudenken, die ich dann als Fortsetzungsheftchen an einen Leserkreis von ca. zehn Kindern verkaufte. Ich habe damals jedes einzelne Heft mit der Hand geschrieben.
Wie kamen Sie zum Film?
Während meines Studiums in München entwickelte ich mit einem befreundeten Co-Autoren einen Stoff für einen Kinofilm. Wir bekamen dafür Drehbuchförderung und veräußerten das Script an die Constantin Film. Nach langer Entwicklungszeit landete der Stoff aber leider in der Schublade und wurde nicht weiterverfolgt. Später schrieb ich u.a Drehbücher für TV-Serien im Kinderbereich. Dann kam TKKG und damit begann auch mein verstärktes Engagement als Buchautor. Letztes Jahr veröffentlichte ich meinen ersten Erwachsenenroman „Pandämonium – Die letzte Gefahr“ bei Bastei Lübbe unter meinem Pseudonym Alexander Odin. Es ist ein Horrorthriller, der in Berlin spielt, der Stadt, in der ich mittlerweile wohne.
Auf welche Weise kamen Sie mit TKKG zum ersten Mal in Kontakt?
Gute Frage. Irgendwann in meiner Kindheit. Ich war schon immer ein großer Fan von Krimi- und Gruselgeschichten. Und so war die Buchhandlung im Dorf meine ständige Anlaufstelle. Irgendwann fiel mir ein TKKG-Buch in die Hand und damit begann eine große Liebe.
Sie waren selbst ein TKKG-Fan?
Ja. Ich war und bin ein großer TKKG-Fan! Als Kind war ich geradezu süchtig nach den blauen Büchern. Ich verschlang jeden einzelnen Band und noch heute füllen die Bände bei mir Bücherregale! Eine Kindheit ohne TKKG hätte ich mir nicht vorstellen können. Am liebsten mochte ich die mysteriösen, unheimlichen Fälle. Ich denke, diese Vorliebe merkt man auch meinen TKKG-Geschichten an.
Sie haben für die bisher unveröffentlichte TKKG-Trickserie geschrieben. Wie kam es dazu?
Während meiner Tätigkeit bei einer Filmproduktionsfirma in München trat eine Redakteurin vom ZDF an mich heran und fragte mich, ob ich Interesse hätte, bei der TKKG-Animationsserie als Autor mitzuwirken.
Wann begannen Ihre Arbeiten an der Trickserie?
Ich hoffe, ich sage jetzt nichts Falsches. Meine Arbeit begann im Jahre 2004/2005. Neben den eigenen Folgen, die ich verfasste, war ich auch damit beauftragt, bereits bestehende Drehbücher zu überarbeiten und zu polishen.
Welche Geschichten haben Sie verfasst?
- Klassenfahrt zur Hexenburg
- Wer raubte das Millionenpferd?
- Das Phantom im Schokoladenmuseum
Durften Sie sich die Fälle aussuchen?
Die Fälle basieren alle auf bereits veröffentlichten Bänden. Für die TV-Serie mussten die Handlungsabläufe der Originalgeschichten dann aber häufig aufgrund dramaturgischer Notwendigkeiten verändert werden.
Gab es Vorgaben für die Trickserie?
Ja. Was beim Buch breit erzählt werden kann, musste in der Serie natürlich in komprimierter Form umgesetzt werden. Manches musste dramatisiert und actiongeladener werden. Die Figuren sollten – wie auch bei den aktuellen Büchern – einen etwas „moderneren“ Anstrich bekommen. Insbesondere Gaby den etwas zeitgemäßeren, selbstbewussteren Frauentyp repräsentieren.
Mussten Sie sich sklavisch an den Buchvorlagen orientieren oder hatten Sie freie Hand?
Nein. Sich sklavisch an die Vorlagen zu halten, war aufgrund des TV-Formats für die Entwicklung der Serie gar nicht möglich. Es wurden viele Handlungsfäden neu gesponnen, Änderungen waren zwangsläufig notwendig.
Hatten Sie so etwas wie eine Serienfibel?
Nein, die Bücher und ihre Inhalte waren ja bekannt.
Wie funktioniert die Arbeit bei einer Trickserie in Deutschland? Sitzen Sie wie teilweise wie in Amerika mit einem Autorenteam zusammen und sprechen sich ab?
Dies ist abhängig von der Serie. Ich habe als Creative Producer bei vielen internationalen Animationsserien mitgewirkt. Dort arbeitet man bei sogenannten story conferences tatsächlich hauptsächlich in Teams beim Plotten der Geschichten. In Deutschland ist das auch im Kommen aber nicht bei jeder Serie die Regel.
Bei der TKKG-Trickserie gab es diese Form der Zusammenarbeit eines Autorenteams nicht. Als ich meine Arbeit aufnahm, gab es schon eine Reihe fertiggestellter Drehbücher in unterschiedlichen Fassungen, die ich zusammen mit einer Creative Producerin der Trickompany in Zusammenarbeit mit der Redaktion des ZDF weiterentwickelt und überarbeitet habe.
Wie lange haben Sie an der Trickserie gearbeitet?
Zwei Jahre mit zeitlichen Unterbrechungen.
Haben Sie eine besondere Erinnerung an die Trickserie?
Ja, an die tolle und spannende Arbeit mit den Verantwortlichen bei der Trickompany und die klasse Zusammenarbeit mit der Kinderredaktion beim ZDF.
Wissen Sie, warum die Serie bis heute nicht erschienen ist?
Ich kann hier und heute eine Ankündigung machen: Die Animationsserie wird es geben! Die Arbeit an der Serie wurde wieder aufgenommen und man ist guter Dinge sie zeitnah bis in ca. anderthalb Jahren fertigzustellen.
Wofür schreiben Sie lieber: Serien oder Features? Was sind die Unterschiede?
Beides ist eine spannende Herausforderung. Eine Serie arbeitet mit einem immer wiederkehrenden Hauptcast und einer festgelegten Erzählstruktur. Beim Feature ist man da etwas freier, allerdings gibt es auch da dramaturgische Regeln für ein gutes Storytelling.
Neben der Trickserie haben Sie auch TKKG-Bücher geschrieben. Wie kam es dazu?
Nach meiner Arbeit für die Trickserie wurde meine jetzige Buchagentin auf mich aufmerksam. Der Verlag cbj suchte Autoren für die Buchreihe und so schrieb ich die drei bekannten Titel.
War es eine Vorgabe des Verlags, ein Fußballthema für Ihr erstes TKKG-Buch zu wählen?
Das Thema „Fußball“ war vom Verlag vorgegeben. Bei der Ausarbeitung der Geschichte hatte ich vorwiegend freie Hand.
Woher nehmen Sie die Ideen für neue Geschichten?
Ich bin ein aufmerksamer Beobachter meiner Umwelt. Sie werden es glauben oder nicht, aber die besten Ideen kommen mir beim Joggen oder wenn ich mich auf einer Fahrt befinde – in einem Bus, einem Auto, auf einem Fahrrad. Es scheint, als löst Bewegung eine Idee in mir aus.
Recherchieren Sie für Ihre Bücher?
Ja! Jede Geschichte braucht ein gründlich recherchiertes Fundament.
Hatten Sie bereits ein weiteres TKKG-Abenteuer in der Hinterhand, das aufgrund der Buchpause nicht veröffentlicht wurde?
Nein, das hatte ich nicht.
Haben Sie sich für das Schreiben der TKKG-Bücher noch einmal vorbereitet oder waren Sie durch die Trickserie bereits gut genug in der Materie verankert?
Als großer TKKG-Fan war ich mit der Materie bestens vertraut. Natürlich half die Arbeit an der Trickserie noch einmal mein Wissen aufzufrischen.
Welche TKKG-Medien haben Sie bereits konsumiert?
Neben den Büchern bin ich auch ein Fan der Hörspiele. Meine Bücher wurden ja alle auch als Hörspiele veröffentlicht.
Wie lange brauchen Sie für ein TKKG-Buch?
Mit Überarbeitungen drei Monate.
Warum schreiben Sie nicht weiter für TKKG? Zum Beispiel TKKG-Hörspiele.
Das habe ich mich auch schon gefragt. Ich wollte mich nach TKKG verstärkt auf die Veröffentlichung von Büchern unter meinem Namen konzentrieren. So entstand mein Roman: „Pandämonium – Die letzte Gefahr“
Wofür schreiben Sie lieber: Für Film & Fernsehen oder für den Büchermarkt?
Ich finde beide Bereiche sehr spannend. Bei Drehbüchern ist man festgelegter. Bei einem Buch ist man freier. Man kann ganze Welten erfinden, ohne auf Zwänge wie etwa das Budget bei einem Film achten zu müssen.
Was schätzen Sie an der TKKG-Serie?
Sie ist und bleibt ein Klassiker und begeistert Kinder damals wie heute! Und nicht nur Kinder.
Was missfällt Ihnen?
Ehrlich gesagt, nichts.
Wer ist Ihre Lieblingsfigur in der TKKG-Serie?
Mein Favourite ist Klößchen. Beim Schreiben muss man immer über ihn schmunzeln.
Hatten Sie eine Zielgruppe stets beim Schreiben der Bücher vor Augen?
Man will eine spannende Geschichte erzählen und hat zunächst nur das vor Augen. Natürlich muss man an die Zielgruppe denken und darf, was gewisse Dinge wie z. B. Gewalt angeht, nicht zu weit gehen. Und man will natürlich auch nicht die eingefleischten Fans vor den Kopf stoßen. Man muss diesen Klassiker mit Samthandschuhen anpacken. Und man tritt als neuer Autor hier in große Fußstapfen. Jeder Autor hat seinen eigenen Stil und den Fans der ersten Stunde mag das eine oder andere manchmal sauer aufgestoßen sein.
Welche Tipps geben Sie, wenn jemand Ihnen erzählt, er würde selbst gerne Schreiben – vielleicht sogar für TKKG?
Man muss für eine Idee brennen, wenn man eine gute Geschichte erzählen will. Also: Leidenschaft. Und dann kommt die größte Herausforderung: sich hinzusetzen und sie zu schreiben. Also: wichtig ist es, den Willen zu haben. Dann klappt das schon.
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