Schon wieder auf den Spuren von TKKG

Verfasst von Ulrik am 22.02.2013, 19:59 in Realität

Schon wieder auf den Spuren von TKKG
Auf den Spuren von TKKG

Kurz soll sie sein, die Beschreibung unseres zweiten Trips um und innerhalb Hamburgs, den wir im September 2009 unternahmen. Groß waren unsere Erwartungen an diese kleine Reise zurück in die 80er in das Universum von TKKG. Diesmal allerdings nicht auf blauen Dunst, sondern gewappnet mit mindestens ungenauen Angaben zu einzelnen Drehorten, die uns der nette Herr Joite mit auf den Weg gegeben hatte. An dieser Stelle noch einmal vielen herzlichen Dank für die Unterstützung sowie für die coolen Fanartikel!
Wie schon zuvor schlugen wir unser Lager nicht in Hamburg, sondern in Bad Oldesloe (ca. 50km nordöstlich von Hamburg) auf. Doch bis es überhaupt dazu kam, sollte ein langer Tag vergehen.

Tag 1

Der erste Tag begann um 4.30 Uhr morgens mit Kaffee und KnackUndBack irgendwo in Oldenburg. Das erste Ziel, das wir anfahren wollten, lag inmitten der Lüneburger Heide, für uns also praktischerweise mehr oder weniger am Wegesrand. Das jedenfalls denkt man sich, wenn man einen Blick auf die Karte wirft. Dass diese Annahme allerdings nur auf Betrachten einer Karte des Maßstabes 1:1.000.000 beruht, fällt einem immer erst auf, wenn jeder Meter eine tatsächliche Länge von einem Meter besitzt, nämlich vor Ort …
Jedenfalls hatten wir den Ort Marxen am Berge schnell gefunden und dort sollte das leere Grab liegen, nämlich im Marxener Paradies. Selbiges wird seinem Namen bis auf eine Kleinigkeit wirklich gerecht: Es ist unheimlich schön dort, vor allem an einem so sonnigen Septembermorgen. Gegen halb acht trafen wir dort ein, die Kamera geschultert. Man verzeihe uns die langen Bilder, aber die Gegend ist einfach nett und man sieht sich gern einen Moment um. Was jedoch in keinem Reiseführer zu finden ist, ist die übermannende Anzahl angriffslustiger Bremsen, die sich auf uns stürzte wie eine Legion. Da blieb uns nur noch der Rückzug. Praktischerweise fanden wir schnell heraus, dass wir hier grundlegend falsch waren und so retteten wir uns ins Auto und untersuchten die Landkarte, vor der wir geparkt hatten. Darauf fanden wir einen Eintrag, der uns schon zuvor auf einem Straßenschild aufgefallen war: Totenstadt Oldendorf (Luhe). Nachdem wir uns von dem Schrecken erholt hatten, nahmen wir Kurs auf die Totenstadt, fielen aus dem Auto und praktisch direkt ins leere Grab hinein. Naja, es liegt nicht direkt am Weg, aber es ist leicht in der Heidelandschaft auszumachen. Jedenfalls hatten wir also schon um kurz nach acht das erste Ziel gefunden: Das leere Grab im Moor

Die nächste Station auf unserem Punkteplan war der Ortsteil Waldesruh, Seevetal. Dort fanden wir relativ schnell die Villa aus Das Geheimnis der chinesischen Vase. Da aber leider die Eigentümer nicht zu Haus waren, und wir nicht einfach ohne Erlaubnis filmen wollten, entschlossen wir uns, es an einem anderen Tag noch einmal zu versuchen. Gefunden haben wir die Villa jedenfalls.

Gegen Mittag erreichten wir Hamburg Nettelnburg. Hier fuhren wir mit suchenden Augen mindestens anderthalb Stunden, wahrscheinlich viel länger in der Gegend herum, bis wir unter all den sich sehr ähnlich sehenden Häusern endlich das Mietshaus fanden, in dessen erstem Stock sich die Wohnung des pensionierten Amtsrichters Solthus aus Bestien in der Finsternis befand. Diese sahen wir uns nun aus sämtlichen Blickwinkeln genau an. Dass die Haustür immer noch nicht aufzubekommen war, bedarf keiner besonderen Erwähnung.

Gegen halb fünf war es, als wir auf der Straße nach Wentorf zum ersten Mal das Wort Internatsschule lasen und von da an, war es, als sei man wirklich auf den Spuren von TKKG! Das Gefühl zu beschreiben, das wir hatten, als wir über das Internatsgelände liefen, um das Haus herum, die alte Steintreppe hinauf, ist sinnlos. Das muss man selbst erlebt haben. Die Sonne stand schon einigermaßen tief und das Licht war einmalig. Seht Euch einfach die Bilder an und wenn Ihr die Möglichkeit habt, fahrt hin.

Was wir leider in diesem Film nicht dokumentieren konnten, ist, dass wir schon am Vormittag in Curslack unterwegs waren, um das reetgedeckte Bauernhaus aus Der blinde Hellseher zu suchen. Dort trafen wir in einem Heimatmuseum auf eine freundliche ältere Dame namens Christel Eggers, welche zwar den Hof selbst nicht kannte, uns jedoch Kontakt zu einem lokal ansässigen Historiker namens Dr. Werner Schröder vermittelte, den wir am Abend des ersten Tages in seinem Haus in Vierlande aufsuchten. Dort aßen wir Äpfel aus seinem Garten und er lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das Museumsdorf in HH-Volksdorf. Beide sind leider mittlerweile nicht mehr am Leben, wir sind ihnen jedoch sehr dankbar, denn sie haben einen wichtigen Teil unserer Reise erst möglich und vor allem auch sehr spannend gemacht.

Das leere Grab im MoorAmtsrichter Solthus WohnungDas InternatDas Internatsgelände

Tag 2

Am zweiten Tag waren wir um kurz nach acht wieder auf der Straße und um Viertel nach neun hatten wir Großensee erreicht. Dort befindet sich das Café am Badesee, an dem TKKG in der Folge Das leere Grab im Moor Kraftschaffsaft (KSS) getrunken haben und Oskar den Schlüsselbund vom Kräuterheini geklaut hat. Die Gartenstühle scheinen immer noch dieselben zu sein wie damals. Gegenüber befindet sich übrigens die Kräuterhütte, also die Hütte vom Kräuterheini höchstselbst.

Das nächste Ziel, das wir anfuhren, war die 'Poppenbüttler Schleuse', einstmals 'Gasthaus Zur Schleuse', wie in der Folge Das Geheimnis der chinesischen Vase ganz deutlich im Hintergrund zu erkennen ist. Auch hier tranken TKKG KSS und waren mit dem windigen Kaufhausdetektiv Hempel zu einem Interview verabredet, auf dem dieser nach zwei halbherzigen Plattitüden verkündete, dass er nun auch langsam los müsse. In unserem Film ist hauptsächlich der Gang zu sehen, in welchem Hempel zuvor von zwei Raufbolden zusammengeschlagen wurde. Übrigens, wenn ihr die Originalfolge seht, achtet mal auf die Kampflaute, die TKKG am Tisch hören …

Um Halbfünf erreichten wir nach Irrfahrten, auf denen wir erfolglos das Polizeipräsidium in mehreren Dörfern und Stadtteilen suchten, das Museumsdorf in Volksdorf und wie ein Wunder lag das alte Haus vor uns: Der Seherhof aus Der blinde Hellseher. Dort fanden wir neben Hof und Garten auch den kleinen Unterstand, in dem sich Karl und Tarzan unterstellten, um das Haus mit dem Fernglas zu beobachten. Übrigens auch hier ein Tipp für die Originalfolge: Achtet auf die Blickwinkel, aus denen Tarzan und Karl (die ja nebeneinander stehen) Hof und Auto betrachten …

Café am BadeseeZur SchleuseUnterstandSeherhof

Tag 3

Am Morgen des dritten Tages sah man den Geländewagen, der uns auf dieser Tour begleitete, durch Stapelfeld flitzen. Vor einem Bauernhof an einer Kreuzung hielt er an, und zwei etwas verschlafen drein blickende Gestalten sprangen heraus … Was viele Leute gar nicht mehr wissen: An diesem Bauernhof hatte Tim eine Idee, die schließlich zur Auflösung des Falles Der blinde Hellseher führte. Außerdem rief er von der Telefonzelle gegenüber (die mittlerweile etwas renoviert wurde) aus Herrn Krause, Volkers Vater an. Von dort ausgehend wollten wir dann Tim und Karls Weg folgen. Herr Joite konnte sich noch vage an die Position des Hochsitzes erinnern, allerdings ist dieser nicht mehr da oder wir sind verkehrt gefahren … also kein Hochsitz in diesem Film.

Nach einigen Irrwegen und Schotterpisten, die selbst das Navi nicht zu erkennen vermochte, erreichten wir gegen elf endlich das freie Feld, von dem aus man nicht nur zwei mächtige Silos am Horizont, sonder auch einige rotstreifige Barken am Fahrbahnrand erkennen kann: die Absturzstelle aus Das leere Grab im Moor. Ihr wisst schon, da, wo nicht nur das Flugzeug des Scheichs mit der Schnauze tief im Boden steckte wie ein Golffähnchen, sondern auch Kommissar Glockner extra mit dem Helikopter geflogen kam, um seine Tochter und ihre Freunde zu verscheuchen, während der gesamte Polizeikörper nichts Besseres zu tun hatte, als sich im Abwind des Rotors Kippen anzustecken … grotesk … und das mit Steuergeldern. Jedenfalls erkennt man zwar natürlich nicht die Stelle selbst, dafür aber das gesamte Drumherum.

Und dann hieß es mal wieder: ab in die Sitze und los ging es nach HH-Oldenfelde. Dort hatten wir die Information, dass sich in einer bestimmten Straße die Villa Sauerlich befände. Es hat einige Zeit gedauert. Wir mussten mehrere Male die Straße herauf und herunter fahren, aber schließlich, genauer gesagt gegen ein Uhr, hatten wir das Anwesen tatsächlich gefunden. Leider waren auch hier die Eigentümer nicht zugegen, sodass wir die Dreharbeiten auf die Front beschränkt und von der Straße aus durchführen mussten. Trotzdem war es ein ziemlich cooles Gefühl, vor dem Haus zu stehen, an dem sich gleich in mehreren Folgen Schlüsselszenen ereignet hatten: Die Jagd nach den Millionendieben sowie Todesfracht im Jaguar.

Um zwei waren wir an Hagenbecks Tierpark in HH-Lokstedt. Die Sonne stach vom Himmel, der Zoo war rappelvoll und wir mittendrin. Das erste Ziel, das man hier erreicht ist, wie so oft das Affengehege, genauer gesagt: Der Pavianfelsen, an welchem in der Folge Bestien in der Finsternis eine der Schlüsselszenen stattfand: die erste Unterredung Patzkes mit dem dicken Willem (hier: Otto).

Das zweite Ziel war das Raubtierhaus. Was will Patzke im Raubtierhaus? Übrigens finde ich es immer wieder lustig, dass Patzke von Schorsch aus der Sesamstraße gespielt wurde. Patzke will im Raubtierhaus aufnehmen, wie zunächst die Löwin angelöwt kommt und dann der Löwe anfängt zu brüllen, ist doch klar. Dass sie es später in der Finsternis mit ihren Hilferufen etwas übertreiben würden, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Jedenfalls auch cool, hier einmal gewesen zu sein. Ich habe die Szene im Raubtierhaus immer geliebt.

Als letztes Ziel im Zoo und gleichzeitig auch letztes Ziel dieser Reise wählten wir das große alte Eingangsportal des Zoos Hagenbeck, welches wohl in Deutschland kaum jemand nicht schon einmal irgendwo irgendwie gesehen hat. Hier spielte sich in der Originalfolge die Szene zeitlich vor der am Raubtierhaus ab: Karl und Gaby kamen an und Karl gestand durch die Blume, Patzkes Auto sabotiert zu haben …

BauernhofTelefonzelleAbsturzstelleVilla SauerlichAffenfelsenRaubtierhausRaubtierhausZootor

Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass es wieder einmal eine tolle Erfahrung war, sich in den alten Kulissen der Serie TKKG zu bewegen. Hin und wieder hatte man das Gefühl, man wäre ihnen nur einen Schritt hinterher und sie wären gerade noch da gewesen. Daher rate ich jedem dazu, selbst auf die Suche zu gehen. Es ist eine Erinnerung, die ganz sicher bestehen bleibt. Klar war die erste Fahrt anders spannend, weil wir dort so gut wie gar keine Vorrecherche getroffen hatten, bei vielen Drehorten dieses Films wäre dies aber in der kurzen Zeit nicht möglich gewesen, beziehungsweise schlicht unmöglich (z. B. das leere Grab, welches wir niemals ohne Richtungsweisung gefunden hätten). Viel Zeit haben wir auf dieser Tour darauf verwendet, das Polizeipräsidium zu suchen, leider ohne Erfolg. Auf mehreren Polizeiwachen hat man versucht, uns zu helfen. Ein Tipp war sogar sehr gut, jedoch kam dieser leider zu spät, sodass wir ihn nicht mehr verfolgen konnten. Daher werden wir auch einen möglichen dritten Teil nicht vollständig kategorisch ausschließen. Noch immer ruhen einige Orte in der Gegend von Hamburg …

Kurz ist etwas anderes …

Fotos und Bericht: Ulrik Kowalk

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Die letzten Kommentare


Verfasst von drfunk am 27.02.2013, 20:57

Vielen Dank für das tolle Video und den Bericht hier.

Macht bitte noch 'nen dritten Teil! agreement.gif
drfunk

Dabei seit: 27.02.2013

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