Stefan Wolf als Erfolgsautor

Verfasst von Hauke am 02.09.2010, 07:33 in Interviews, Zum Lesen

TKKG war nicht so erfolgreich, wie man sich das vorgestellt hatte. So hat man 1982/83 darüber nachgedacht das ganze Projekt einzustellen. (Michael Fey)

Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf arbeitete vor allem für Illustrierte und verfasste für diese weit mehr als 2700 Kriminalgeschichten. Sein bekanntestes Werk ist die Jugendbuchreihe TKKG. Wie viele Auflagen es bei Pelikan gab, was für eine Nachauflage alles getan werden musste und wie man die Auflagenangabe im Buchimpressum richtig liest, steht in diesem Artikel. Des Weiteren wird auf die Verkaufszahlen und den daran ablesbaren Erfolg eingegangen.

Im Vorfeld war es eigentlich so, dass die Serie nicht so erfolgreich war, wie man sich das vorgestellt hatte. So hat man 1982/83 darüber nachgedacht das ganze Projekt einzustellen. Das war nicht so langfristig gedacht.

Diese Aussage Michael Feys, der TKKG 20 Jahre lang begleitet hat, deckt sich mit den Verkaufszahlen, die Pelikan über die Jahre in seinen Kundenkatalogen stolz verkündete (siehe Diagramm). Im Zeitraum von vier Jahren (1979 bis 1983) verkaufte Pelikan mehr als eine Million TKKG-Bücher. Im März 1985 waren es bereits 2 500 000. Dem in den 80ern wachsenden Bekanntheitsgrad durch die TV-Serie ist es zu verdanken, dass sich innerhalb von zwei Jahren sich die Verkauszahlen verdoppeln.

Anfang 19871 gab es 43 TKKG-Hardcoverausgaben und 11 Taschenbücher. Die Gesamtauflage der Hardcoverausgaben betrug mehr als 5 000 000 und die der Taschenbücher mehr als 500 000. Zur gleichen Zeit hatte EUROPA bereits über 10 000 000 Hörspiele umgesetzt.

Diagramm
Bis 2001 verkaufte TKKG-Hardcoverausgaben in Millionen

Wie groß waren die Startauflagen der TKKG-Bücher im Laufe der Zeit?

Das ist eine extrem geheime Frage.


In der im Internet abrufbaren Diplomarbeit von Meike Kaiser2 stehen die Zahlen 40 000 und 20 000 als Startauflage.

Vierzigtausend stimmt. In der Auflage als die erste Staffel der Fernsehfilme lief waren es, ich will jetzt nicht lügen, mindestens fünfzig/sechzigtausend. Ich habe das nicht mehr genau drauf. Aber das war deutlich mehr. TKKG-Bücher sind niemals unter – Erstauflage – 20.000 gedruckt worden.


Dem Klett Leseheft zu Stefan Wolf1 (TKKG und Tom & Locke) von 1988 zufolge lies Pelikan ab Band 37 von jeder Erstauflage 40 000 Bücher drucken (Stand: Anfang 1987, als Band 1-43 erschienen waren).


Irgendwann fing Pelikan an, Zahlenreihen anstelle von exakten Auflagenangaben im Impressum zu drucken. Wie sind diese zu interpretieren?

Das war ein Vorschlag von der Druckerei, um das Nachdrucken zu vereinfachen. So brauchten die immer nur eine Zahl wegzunehmen. Das heißt, wenn die Zahlen zwanzig bis zwölf abgedruckt sind, so gibt die unterste Zahl die Auflage an, das Buch ist also die zwölfte Auflage. Die brauchen nur noch eine Nummer aus dem Druckfilm – auf Deutsch gesagt – rauszuschnippeln und können das dann wieder in die Maschine schieben. Arbeitserleichterung.


Nach welchem Schema wurde nachgedruckt?

Bücher kommen nicht direkt aus der Maschine. Wenn eine Nachauflage stattfindet, müssen die ganzen „Fehler“ eingepflegt werden. Da sind immer irgendwelche Druckfehler drin, ohne geht es gar nicht. Man versucht möglichst alle Fehler zu entfernen. Aber auch, wenn mal eine Illustration auf der falschen Seite steht, ob zu früh mal zu spät, wird dies korrigiert. Das ist dann nicht so dramatisch.
Vorläufe für Nachauflagen waren immer fünf bis sechs Wochen. Wenn die Drucker im Hochdruck stehen, zum Beispiel im Weihnachtsgeschäft, dann hat man auch schon mal zehn Wochen Wartezeit. Da musste man schon mal vorplanen, wenn die Bücher auf Lager gegen Ende gehen. Dafür gab es einen Mengenplaner, der dafür zuständig war.


Wurden immer große Mengen nachgedruckt, im Bewusstsein, dass die Auflagen über viele Jahre verkauft werden?

Richtig.


Warum ist es für die Druckerei eine so große Arbeitserleichterung bei der Auflage eine Zahl wegzustreichen, anstatt eine auszutauschen, wo die Nachauflage sowieso überarbeitet wird?

Das weiß ich nicht. Es war ein Vorschlag von der Druckerei und den haben wir einfach übernommen.


Was änderte man bei Nachauflagen?

Wenn man neu auflegt, dann muss man die Auflage im Buch ändern und man muss prüfen, ob irgendwelche Korrekturen vorgenommen werden müssten. Da sind echte Stilbrüche zu finden, Fehler – alles Mögliche. Das muss man dann ändern. Auch wenn einfach eine Abbildung auf der falschen Seite ist.


Haben Sie eine vollständige TKKG-Buchsammlung?

Ich habe meine Auflage komplett. Die gebe ich auch nicht her. Jedes Buch ein Mal in der letzten Auflage. Alles andere ist ja auch nicht sinnvoll. Von den ersten zwanzig Büchern gibt es jeweils ca. zwanzig Auflagen. Das würde den Rahmen eines jeden Büros sprengen.

 

Im nächsten Artikel:Erfolg in Serie: TKKG als Fernsehserie, Tarzans Umbenennung in Tim und viel Merchandising.

 


1 - Klett Lesehefte Stefan Wolf, Stuttgard 1988, Seite 64
2 - TKKG – eine populär Kriminalserie für Kinder

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