Von der Idee zum Buch

Verfasst von Hauke am 05.08.2010, 07:35 in Interviews, Zum Lesen

Welche Schritte durchlief ein TKKG-Buch von der ersten Idee bis zum fertigen Buch bei Pelikan? Michael Fey war bis Band 100 für die Buchserie verantwortlich und gestattet einen Blick hinter die Kulissen. Außerdem wird der Frage nachgegangen, ob es bereits vor 2007 TKKG-Bücher von anderen Autoren gab.

Schülern1 beschrieb Rolf Kalmuczak die Entstehungsgeschichte eines Buches wie folgt: Der Verlag erfragt zum x-ten Mal die nächsten drei bis vier Vorankündigungen. Kalmuczak macht eine Stoffsammlung zu der Grundidee, die ihn aktuell beschäftigt. Anschließend entwirft er die Geschichte, denkt diese von A-Z durch, inklusive der auftretenden Personen. Jetzt schreibt er den Titel, Klappentext, die Angaben zum Cover und sendet alles zum Verlag. Sieben bis acht Monate später wird das fertige Manuskript in der Druckerei erwartet.

„Es vergehen Monate. Bis dahin habe ich alles wieder total vergessen.“ (Stefan Wolf)

Die Geschichte schreibt Rolf Kalmuczak nun von vorn. Die Grundidee und das Thema bleiben natürlich erhalten.

„Dann schreibe ich das Manuskript, und meistens fällt mir auf der letzten Seite ein, daß ich weder Titel noch Titelbild mit einem Wort berücksichtigt habe.“


Wie lief die Entstehung eines TKKG-Buches ab?

Wir brauchten mehrfach im Jahr neue Bücher. Am Anfang des Jahres zwei, im Sommer eines und im Herbst noch mal zwei.

Der Autor gibt den sogenannte Plot rein. Das ist eine Kurzfassung des gesamten Buches auf 10-15 Seiten mit den Einzelheiten: Worum geht es eigentlich und was ist der Knackpunkt der ganzen Geschichte?

Rolf Kalmuczak hat das Manuskript geschrieben. Es kam danach noch mal in den Verlag und wurde noch mal quer gelesen. Die Fragen dabei waren stets: „Passt das Ergebnis zu dem, was der Autor mal vorgeschlagen hat und passt es zur Sprache der ganzen Serie?“

Ich kann mich erinnern, dass ich einige Male nicht mit der Sprache so ganz einverstanden war. Das war so zum Beispiel, wenn Kalmuczak irgendwelche Chinesen sprechen lässt. Nur noch irgendwelche nicht sprechenden „R“s und so was... Das kommt im Buch, finde ich, nicht gut.

Solche sprachlichen Sachen waren dann eigentlich nicht mehr in den Büchern. Hoffe ich.

Zum Schluss wurde das Buch dann gesetzt.


Rolf Kalmuczaks TKKG-Geschichten stimmen teilweise Wort-für-Wort mit anderen von ihm verfassten Jugendromanen überein. Beispiel: TKKG – Die Sekte Satans und Tommy Tommix – Hexentanz im Geisterwald. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Nein, das war die Bequemlichkeit des Autors, der einfach gesagt hat: „OK, ich schreib das Buch jetzt noch mal um, ich fand das so gut. Tommy Tommix war ja bei einem anderen Verlag und ist nicht so gut angekommen. Also schreibe ich die Story noch mal auf TKKG um.“ Das war's eigentlich.


Wurden die TKKG richtig lektoriert oder nur gegengelesen?

Gute Frage. Zum Schluss habe ich jede Seite mit dem Autor abgestimmt. Aber erst so ab Band 75. Da habe ich dann gemerkt, dass er nachlässiger wurde. Aber so was ist normal. Irgendwann lässt man ein bisschen nach.


Wie darf man sich den Weg vom Manuskript zur Druckerei vorstellen?

Solange ich das gemacht habe, war es so, dass das Manuskript an mich gegangen ist. Ich habe es dann Korrektur gelesen und dann ist es an die Druckerei gegangen. Die Illustrationen wurden im Nachhinein eingearbeitet. Da es immer ganzseitige Illustrationen waren, ist es relativ einfach. Da sagt der Grafiker, an welche Textstelle die Illustration gehört und dann muss man halt sehen, dass die Illustration nach dieser Textstelle folgt. Das ist relativ einfach.


Bei den ersten Büchern muss das dann schwieriger gewesen sein, denn dort nehmen die Illustrationen oftmals nur einen kleinen Teil der Seite in Anspruch.

Da hat man sich noch richtig Mühe gegeben.


Damals war der Textumfang auch größer, sodass die Illustrationen klein sein mussten, damit das Buch nicht mehr als 192 Seiten umfasst.

Genau. Ich sage ja gerade, dass der Autor zum Ende hin bequemer geworden ist. Was aber dann vollkommen natürlich ist. Nachvollziehbar.


Hat Herr Kalmuczak die Manuskripte mit der Schreibmaschine geschrieben und Ihnen per Post zugesandt?

Ja.


Es gibt viele Kritiker der zum Ende hin wachsenden Brutalität von Tim. Wie stehen Sie dazu?

Ich habe mit dem Autor häufiger darüber gesprochen. Er meinte einfach, das müsste an die Zeit angepasst werden. Er hatte seine Lesungen – zwar im bayrischen Raum – deswegen hat er auch sehr viele bayrische Ausdrücke in den Büchern gehabt. Er meinte wirklich, die Leser möchten, dass Tim ein bisschen mehr auf die Pauke haut, kein Weichei ist – auf gut Deutsch gesagt.

Das ist halt eben, wie ich gesagt habe, das was man urherberrechtlich nennt. Das schreibt ein Autor, da haben Sie wenig Einfluss drauf. Das ist der Kopf von Kalmuczak, der da drin steckt und da kann man auch nicht mehr zurückdrehen. Da kann man ihm noch mal sagen: „Mach es nicht!“ Wenn er versuchte mit irgendwelchen komischen sprachlichen chinesischen Sachen im Schriftdeutsch anzufangen sagte ich: „So was kommt nicht in Bücher. Das kommt da nicht rein, das gehört da nicht rein.“ Aber das ist halt, da kann man einen Autor nicht großartig lenken. Dann schaltet der auch auf Stur. Definitiv. Keine Chance.


Gab es viele Lesungen?

Na klar, jede Menge! Wir hatten den häufiger auf der Buchmesse, wo er sich total wohlgefühlt hat. Das habe ich auch selbst miterlebt. Da war der komplette Gang dicht und da haben die Leute von links und rechts den Gang gestürmt.

Er war auch ein paar Mal – gerade zur Zeit der TKKG-Filme im Fernsehen – in Kaufhäusern und hat dort halt nicht Lesungen, sondern Autorenstunden gemacht: Seine Bücher verkauft und unterzeichnet. Das war aber jede Menge.

 

 

Im nächsten Artikel:Stefan Wolf als Erfolgsautor: „TKKG war nicht so erfolgreich, wie man sich das vorgestellt hatte. So hat man 1982/83 darüber nachgedacht das ganze Projekt einzustellen.“ (Michael Fey)

 


1 - Interview der Klasse 6a des Ostalbgymnasiums Bopfingen (Klett Lesehefte Stefan Wolf, Stuttgard 1988, Seite 60)

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