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Interview mit Tomy Wigand (Regie)
Verfasst von ana radica ! Presse + Organisation am 31.05.2006, 17:07 in Interviews, Zum Sehen
Als ich das Angebot für TKKG erhielt, dachte ich zuerst: Ach, schon wieder ein Kinderfilm.
Im Jahr 2000 gab Tomy Wigand mit der Schalke-04-Komödie Fussball ist unser Leben sein Debüt als Kino-Regisseur. Jetzt ist er verantwortlich für den neuesten TKKG-Kinofilm.
Was hat Sie am TKKG-Stoff begeistert?
Als ich das Angebot für TKKG erhielt, dachte ich zuerst: Ach, schon wieder ein Kinderfilm. Aber das stimmte gar nicht. Natürlich ist der Film auch für Kinder gemacht. Aber er bietet darüber hinaus eine Abenteuergeschichte, eine Kriminal-handlung, eine differenzierte Figurenkonstellation und auch eine Düsternis, die entsteht – das alles weist weit über einen Kinderfilm hinaus und hat mich besonders gereizt.
Spannend fand ich außerdem, dass in dieser Geschichte rund um die Mind Machine echte glaubwürdige Charaktere gezeigt werden. Man erfährt viel über die Kids und über ihre Motivationen. Beispielsweise die Figur des Kevin, der ja eigentlich ein „Böser“ ist, wird einem immer verständlicher und sympathischer. Man erfährt, warum er dieses Experiment angezettelt hat und dass er als Forscher bis an die Grenzen der Moral gehen musste.
Welche Unterschiede gibt es zu den Buchvorlagen?
In den Büchern werden die Fälle einfach erzählt. Das ist als Hörspielkassette und als Buch sicherlich spannend, aber im Film ist so ein reiner Kriminalfall ohne ausführliche Charakteristik der Akteure ziemlich schlicht. Das Drehbuch für den Film haben wir deswegen ganz anders aufgezogen. Da sind die vier Kinder von TKKG, die in den Fall eher zufällig hineingeraten und nicht so wie in den Büchern als kleine Detektive von außen auf das Verbrechen angesetzt werden. Im Film werden die vier erst allmählich immer tiefer in den Fall hineingezogen, bis sie schließlich in dieser buchstäblichen Unterwelt landen, wo sie die Mind Machine entdecken. Wir wollten eine sogartige Faszination erschaffen, die den Zuschauer wie die Kids von TKKG geradezu in die Handlung hineinsaugt. Ich denke, durch die geheimnisvoll-düstere Welt, die wir entstehen lassen, ist uns das auch ganz gut gelungen.
Hat es lange gedauert, die Kinder für TKKG zu finden?
Man muss sich natürlich Zeit nehmen für ein ausführliches Casting, um die geeigneten Kinder zu finden. Wir haben rechtzeitig genug angefangen und nach und nach die Kinder gefunden. Das war ein reines Typencasting, deswegen ging es eher schnell. Insgesamt haben wir nur vier Monate dafür gebraucht. Wobei es bei Tim und Gaby etwas länger gedauert hat, bis wir sie endlich gefunden hatten.
Warum war es bei den beiden schwieriger?
Ich hatte ein paar spezielle Kriterien im Kopf: In den Büchern gibt es zu Beginn die Charakterisierungen der Figuren und daneben noch jeweils eine Zeichnung der betreffenden Person. Diese Bilder sind zwar sehr einfach gehalten, aber gleichzeitig sehr treffend und exakt. Daher wollte ich beispielsweise, dass Gaby nicht so ein niedliches 08/15-Mädel ist, sondern schon eine ganz Besondere. Wie die gezeichnete Gaby in den TKKG-Bänden eben auch. Wir haben dann tatsächlich mit Svea ein Mädchen gefunden, das am Anfang eher ein bisschen sperrig ist, dem man dann aber begeistert folgt und das man ganz toll findet.
Tim war für mich immer der jugendliche Held. Aber bitte kein Schlägertyp, sondern eher ein wenig besonnen. Nicht nur auf Sport ausgerichtet wie in den Geschichten. Außerdem war für mich auch von Anfang an klar: Er muss gut aussehen, kämpferisch erscheinen, mutig sein – ein Held eben.
Welche Elemente haben Sie aus den TKKG-Bänden übernommen?
Es gibt bei TKKG ein paar Dinge, die müssen vorkommen, und die kommen im Film natürlich auch vor: Das sind zum Beispiel TKKG selbst, Kommissar Glockner oder der Hund Oskar. Mit den Geschichten aber, die man bisher kennt, hat der Film ansonsten nichts zu tun. Die Handlung ist weniger Kriminalfall-Lösen wie bisher, sondern behandelt ein wissenschaftliches Problem, das der Gehirn- und Gedächtnisforschung. Was können wir eigentlich alles? Wie weit dürfen wir gehen? Das herauszufinden ist ein wichtiger Teil der Geschichte und weist schon deutlich über die Krimihandlungen der Bücher und Kassetten hinaus.
Ulrich Noethen spielt inzwischen fast in jedem Ihrer Filme mit...
Ich finde, er ist ein wahnsinnig wandelbarer Schauspieler. Auch wenn er in TKKG scheinbar eine Rolle spielt, in der keine große Tiefe vorkommt. Er ist ein Lehrer, eine Vertrauensperson der Kinder, der dann aber unter Verdacht gerät, mit den entführten Kindern etwas zu tun zu haben. Das kann man natürlich so oder so spielen. Und Ulrich Noethen macht das sehr fein und eindringlich. Wie er das spielt, als die Kinder ihn im Verhör verdächtigen, das ist einfach großartig. Er verzieht keine Miene und schaut die vier einfach nur an. Da ist alles drin. Erstaunen, Wut, Trauer... Ulrich Noethen wirft sich immer neu in solche Situationen hinein und ruft nicht einfach nur etwas ab, was er schon so ähnlich in diesem oder jenem Film gespielt hat. Klar kann man sagen, das ist doch langweilig, der hat ja im FLIEGENDEN KLASSENZIMMER schon dieselbe Rolle gespielt. Hat er aber nicht. War eben nur auch ein Lehrer.
Jürgen Vogel als Kommissar erscheint recht ungewöhnlich besetzt.
Ich empfand ihn deswegen als passend, weil er in einer solchen Rolle nicht so verbraucht ist. Als wir überlegten, wer den Kommissar Glockner spielen könnte, fielen uns erst diejenigen ein, die man schon als Kommissar aus anderen Serien kennt. So etwas wollten wir auf gar keinen Fall, deshalb war Jürgen Vogel einfach ideal. Auch weil er noch eine gewisse Jugendlichkeit und Naivität besitzt.
Kannten Sie TKKG schon vor dem Film?
Ich muss gestehen, dass ich TKKG bis dahin nicht kannte. Ich habe eigentlich erst angefangen, die Kassetten zu kaufen, als ich bereits am Projektplanen war. Ich habe dann einmal auf der Straße ein paar Kindern, die da gerade ihre alten Spielsachen verscherbelten, alle TKKG-Kassetten abgekauft, die sie anboten. Das waren insgesamt zehn Stück, und ich war anschließend wirklich ziemlich gut im Thema drin.
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