Rolf Kalmuczak alias Stefan Wolf ist der TKKG-Autor. Die Geschichte Ein Fall für TKKG - „Drachenauge“ wurde für den gleichnamigen Film erfunden, eine Originalstory, die er in Zusammenspiel mit seiner Frau Inka-Maria schrieb.

In diesem Interview spricht Stefan Wolf über die realen Vorbilder für TKKG, die Entstehung von TKKG, wie lange er an einem Buchmanuskript sitzt und ob eine Filmfortsetzung geplant ist.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen eine Serie wie TKKG zu schreiben?

Mir war aufgefallen: Kinder und Jugendliche sitzen zu oft vor dem Bildschirm, lassen sich berieseln, werden immer bequemer, zeigen keine Initiative und kennen Abenteuer nur aus zweiter Hand. Mit der TKKG-Bande will ich ihnen vorführen, daß es auch anders geht. Wer mit offenen Augen die Umwelt erlebt und sich einschaltet, kann viel bewegen für sich und für andere. Dabei darfs ruhig eine Nummer kleiner sein, als in meinen Büchern. Die Themen dort sind relevant und gehen - es ist Fiktion - über den normalen Alltag weit hinaus.


Welche Themen zum Beispiel - vielleicht die der letzten Bände?

In der Goldgräber-Bande geht es um West-Ost-Kriminalität, in Ein Toter braucht Hilfe um die Mitwirkung Deutscher am Bau einer Giftgasfabrik in Nahost, in Weißes Gift im Nachtexpress um Rauschgift-Transfer auf der Balkanroute, in Horrortrip im Luxusauto um Kidnapping und Lösegelderpressung in Italien bei gleichzeitiger Konto-Sperre, in Hilfe! Gaby in Gefahr um einen Frauen- und Mädchenschänder.


Kann ein Unhold Thema sein für ein Jugendbuch?

Durchaus. Vorausgesetzt, die Story wird mit dem nötigen Feingefühl aufbereitet. Ich glaube, manches Mädchen, das dieses Buch liest, wird danach vorsichtiger sein auf dem Heimweg nach Einbruch der Dunkelheit. Ich will sagen: Ich kann also auch einwirken auf das Verhalten der Kids. Das Jugendbuch ist ohnehin ein geeignetes Forum, um unbequeme Fragen zu stellen. An Charakter und Verhalten der TKKG-Bande stelle ich hohe Ansprüche: no drugs, Tierliebe, Umweltbewußtsein, Engagement gegen Ungerechtigkeit - wo immer sie den Kids begegnet - und kritische Auseinandersetzung mit der Welt, in die sie hineinwachsen.


Sind Sie von anderen Jugendbuch-Autoren beeinflusst worden?

Ich lese keine. Außer Mark Twain und Karl May. Apropos - der Slogan, den man mir angehängt hat - „Stefan Wolf ist der Karl May unserer Zeit“ - mag ich sehr. Es schmeichelt. In die Bücher der Kollegen „meiner Zeit“ sehe ich nicht rein. Zu gefährlich, man liest etwas, speichert es im Hinterkopf, und nach einem Jahr kommt's plötzlich hervor. Man denkt „Da habe ich eine tolle Idee“, daß es nicht die eigene ist, checkt man nicht mehr. Dem beuge ich vor, indem ich mich fremden Produkten verweigere.


Sie schreiben ja nicht nur unter Stefan Wolf, sondern auch unter vielen anderen Pseudonymen.

Inzwischen sind es über 90, angesammelt in 25 Jahren. Diese Vielzahl erklärt sich durch meine Produktion von Kriminal-Kurzgeschichten. Bis jetzt ca. 2.500 - ein Weltrekord, festgehalten auch im Guinness Buch der Rekorde. Veröffentlicht habe ich die Stories in auflagestarken Wochenblättern. Pseudonyme wähle ich, weil sich der Name Kalmuczak nicht eignet als Autoren - Etikett. Zu kompliziert - vor allem fürs Wiedererkennen bei den Lesern.


Offenbar besteht bei Ihnen kein Mangel an Ideen!

Ich will noch ein paar tausend Stories schreiben, ein paar hundert Bücher, viele Drehbücher und irgendwann mal eine Kriminalkomödie für die Bühne.


Gibt es „lebende“ Vorbilder für die jungen Detektive TKKG?

Gaby ist meiner Tochter Inka nachempfunden. Ihr damaliger Freund war Tim. Karl und Klößchen gehörten zu deren Freundeskreis. Also Vorbilder aus dem wirklichen Leben. Nur daß alle inzwischen 12 Jahre älter sind.


Sie schreiben in Ihrem oberbayrischen Landhaus, wo Sie mit Ihrer Frau leben, die ja Co-Autorin ist beim Drehbuch DRACHENAUGE. Ihr Haus sieht zwar nicht aus wie der oft zitierte Elfenbeinturm - bewirkt aber vielleicht das gleiche Empfinden?

Als Autor arbeitet man hinter den Kulissen, im Stillen. Aber man braucht Widerhall, auf Dummdeutsch Feedback. Für dieses Zu- und Zurückspielen geistiger Bälle habe ich die ideale Partnerin, Co-Autorin, inspirierende Muse: meine Frau Inka-Maria. Wir tauschen Ideen aus. Schwierige Szenen sprechen wir durch. Ich profitiere von ihrer psychologischen Einfühlsamkeit. Meine Frau schreibt sehr gut und hat das absolute Gehör für Sprachrhythmus. Meine beste Lektorin.


Wie lange schreiben Sie an einem TKKG-Buch?

Für diese 150 Manuskript-Seiten sind zwei Wochen eine gute Frist.


Sind sie mit der Besetzung der Filmrollen zufrieden?

Hundertprozentig. Bei den vier Jugendlichen wurden aus über 3.000 Bewerbern die vier besten herausgesiebt. Sie stimmen auch überein mit meinem inneren Bild der Figuren. Die Film-Gaby hat eine gewisse Typ-Ähnlichkeit mit meiner Tochter. Gaby ist ja eine Einzelkämpferin in einer Männerwelt, weiß sich aber gut aufgehoben bei den drei Jungs - sobald Gefahr im Verzug ist. Der Film-Tim ist einfach prima, ein toller Junge. Klößchen spielt sich selber, wirkt deshalb so überzeugend. Karl ist das Abbild von Computer-Karl, dem Gehirn hinter TKKG. Und dazu dann die renommierten Profis wie Baasner, Stumph, Pleva. Regisseur Uli König hat die ganze Truppe großartig geführt und tolle Schauplätze gefunden - wie die Höhle vor dem Labyrinth oder die Burg Zährenstein. Der Film begeistert mich.


Ist eine Fortsetzung von DRACHENAUGE geplant?

Es bietet sich an. Und an mitreißenden Ideen haben wir bestimmt keinen Mangel.

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