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Spiel herum an Veronika Neugebauer
Verfasst von Linus Volkmann am 15.09.2004, 13:23 in Interviews, Zum Hören
der Stimme von MTV, Gaby Glockner, Winona Ryder und deiner Mutter
Markus Kavka steht vor einem klassisch unruhigen Musikfernseh-Hintergrund. Er trägt wieder enge, körperbetonte Trikots, er kann es sich leisten, er nennt dich »Herrschaften«. Klar, jetzt kommen die MTV-News. Eine fröhlich bis leicht übergeschnappte weibliche Stimme spricht die Texte zu den eingespielten Beiträgen. Overvoice. Man hört sie und denkt, die kennt man doch. Das ist ja ... Gaby Glockner. Das G, das Mädchen von TKKG. Die, die immer nicht mit darf, wenn’s spannend wird. Die Schöne. Mit dem halbblinden Hund Oskar, der gerne Hähnchen riecht. Das ist ja mal ein popkultureller Coup von MTV. Denn letztlich haben allein die Kassetten des reaktionären Quartetts (mittlerweile bei Folge 141) über 14 Millionen Tonträger verkauft.
Wer sind die Beatles, fragen wir Zu-spät-Geborenen da. TKKG, die alten Streber, propagieren das Ende aller Subkulturen. Und vermöbeln bekräftigend Punks, Rocker und Skins in ihren Abenteuern. Und sind somit die Positiv-Utopie einer Jugendgang, denn ihre Gang ist so was wie der bewaffnete Arm (Kampfsport) der Jungen Union. Nichtsdestotrotz oder gerade deshalb ist das White-Trash-Kult – diese Aussage duldet keinen Widerspruch. Was die Sprecherin von Gaby außer den MTV-News, der Synchronisation von Juliette Lewis bis Winona Ryder sonst so kann? Einfach mal nachfragen.
Wie bist du so früh an die ersten Hörspielrollen gekommen?
Bei uns rief – mein Vater ist Schauspieler und Regisseur – mal die Aufnahmeleiterin der Bavaria an, und ich ging dran. Die fragte dann meine Mutter: »Wer war da gerade am Telefon? Ich brauche so ein Kind! Das kann sofort morgen kommen!« So bin ich dann da reingerutscht.
Wann hast du Gaby zum ersten Mal gehasst?
Prinzipiell hasse ich sie nicht. Hassenswert ist aber so was wie: »Ich will auch mitkommen«, und Tarzan oder Tim oder wer auch immer sagt dann: »Nein, Gaby, das ist zu gefährlich.« – »Ooch, aber nächstes Mal komme ich dann mit.«
Und das ist auch die Tragik der Figur. Denn als Hörer weiß man, dass es keine Entwicklung gibt und sie dazu verdammt ist, nie mitkommen zu dürfen.
Man kann sagen, sie wird verarscht. Dieses patriarchalische Weltbild, was damit einhergeht, ist weder zeitgemäß noch gesund. Da kann ich nicht dahinter stehen. Auch wenn ich Gaby natürlich mag und ihr viel zu verdanken habe.
Wie gangmäßig ist euer Verhältnis untereinander?
Bei TKKG gibt es so eine Herzlichkeit nicht wie zum Beispiel bei den ???. Als wir damals anfingen, waren wir ja in einem Alter, wo Mädchen für Jungs noch nicht toll oder sexy, sondern doof waren. Und ich als einziges Mädchen unter den Typen wurde abgesnobt und verprügelt ...
Tarzan hat Gaby verprügelt?
Tarzan weniger, eher die anderen. Das hat dann leider unsere Beziehung auch für später geprägt. Auch als ich dann älter wurde. An eine Freundschaft wie TKKG war nie zu denken. Außerdem wohnen wir auch in verschiedenen Städten.
Wie weit nehmt ihr bei einer Produktion Einfluss auf die Texte? Wie viel Improvisation ist drin?
Wir machen uns die Texte im Studio immer mundgerecht. Letztens war übrigens im Skript der Satz drin: »Der Euro sollte wieder abgeschafft werden. Keiner hat mehr Geld. Wir wollen die Mark zurück.« So was kommt in der Redaktion normalerweise gar nicht durch. Wir sind darüber hinaus angehalten, um es lebendiger zu gestalten, viel hineinzuimprovisieren.
Weißt du, aus welcher Folge folgender Plot ist? Eine Gangsterbande fälscht Geldscheine und bricht dann in eine Bank ein, um die gegen echte einzutauschen. Und ist das nicht unsinnig? Da könnten sie doch gleich nur in die Bank einbrechen?
Dafür liebe ich aber TKKG. Die absurden Sachen sind einfach die coolsten. Aber die Folge weiß ich leider nicht. [›Die Falschmünzer Vom Mäuseweg‹]
Hat dein Gaby-Sein Einfluss darauf gehabt, bei MTV die News-Stimme zu werden?
Nee, Kavka hatte seinerzeit jemanden gesucht und sehr konkrete Vorstellungen davon, wie’s klingen sollte. Die Stimme sollte ironisch, aber nicht zynisch sein. So ging’s los. Die Redaktion wurde dann über Dritte und Bands darauf aufmerksam, dass ich auch Gaby bin. Und dann kamen die Redakteure zu mir und sagten: »Bring doch mal Belegexemplare mit.«
Darüber hinaus spielst und suchst du jetzt auch attraktive Filmrollen?
Klar, mir ist jede Herausforderung recht. Aber ich entwickle auch selbst Stoffe. Und ich singe. Ich habe eine klassische Gesangsausbildung und früher Opern gesungen. Dann habe ich auch mit Pop-Produzenten rumgewurschtelt, aber das war nicht das Richtige. Jetzt sing ich Jazz, und das macht mir riesig Spaß.
Aber du hast keine Platte draußen?
Nee, aber ich hab ein Demo. Willste es haben?
Klar.
Und es gab doch auch diesen deutschen Zeichentrickfilm ›Till Eulenspiegel‹, da habe ich den Endtitelsong gesungen, das, was man hört, wenn man sich die Jacke anzieht und geht.
Du hast so viel am Laufen, brauchst du nicht mal Ruhe? Willste dich nicht mal hinlegen?
Boah, ich würd gern mal 15 Stunden schlafen. Aber in meinem Beruf ist es leider so: Entweder du hast nichts zu tun oder sauviel. Und klar habe ich lieber sauviel zu tun.
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